Rezension: "Zeit, gehört zu werden" von Amanda Knox

Titel: Zeit, gehört zu werden
Autorin: Amanda Knox
Verlag: Knaur
Seitenzahl: 480
Genre: Biographie

Inhalt

Die Amerikanerin Amanda Knox war zusammen mit ihrem Freund, dem Italiener Raffaele Sollecito, und dem Ivorer Rudy Guede eine der Hauptverdächtigen in dem Mordfall an einer jungen englischen Studentin in Perugia. 
Amanda ist 2007 mit 20 Jahren für ein Auslandsjahr nach Perugia gereist und dort mit den beiden Italienerinnen Filomena Romanelli und Laura Mezzetti, sowie der britischen Studentin Meredith Kercher in eine WG gezogen. 6 Wochen nach Amandas Ankunft wurde Meredith bestialisch ermordet in der WG aufgefunden. Schnell schossen sich die Ermittlungsbehörden und Medien auf Amanda als Täterin ein, da sie sich anders verhalten hat, als viele es für angebracht hielten. Sie und Raffaele wurden nach einem langen Prozess im Dezember 2009 schuldig gesprochen und zu 26 und 25 Jahren Haft verurteilt, obwohl man nur von Rudy Guede tatsächlich verlässliche Spuren am Tatort gefunden hatte. Im Oktober 2011 wurden die beiden in einem Berufungsverfahren freigesprochen. 2014 erfolgte eine neue Verurteilung zu über 28 Jahren Haft und kaum ein Jahr später dann letztinstanzlich der zweite Freispruch. 
In diesem Buch erzählt Amanda ihre Geschichte: wie sie in die italienische Stadt Perugia kam, wie ihre ersten Wochen dort verliefen und schließlich alles über die Verhöre durch die italienische Polizei, die Zeit im Gefängnis und die Prozesse vor Gericht. Da das Buch allerdings 2013 erschienen ist, endet es mit dem Freispruch im Jahr 2011.

Meine Meinung

Ich muss sagen, dass ich am Anfang sehr voreingenommen an das Buch gegangen bin und mir auch schon meine Meinung durch die Medien gebildet hatte. Nachdem ich mit dem Buch fertig war, hat sich meine Meinung doch etwas geändert. Es ist schon faszinierend, was einem die Medien alles einreden können, wie viel Macht sie haben und wie hilflos man dem ausgesetzt sein kann. Wenn Amanda wirklich unschuldig war, ist es grausam, was sie durchmachen musste. Schließlich waren es vier Jahre ihres Lebens, die ihr da quasi weggenommen wurden und die sie hinter Gittern verbringen musste. Genauso erschreckend finde ich es, wie unfair sich die Staatsanwaltschaft und auch die italienische Polizei gegenüber Amanda verhalten hat. Eigentlich unvorstellbar!

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Ein wenig gestört hat mich, dass manche Erklärungsversuche sich immer wiederholt haben, was wahrscheinlich daran liegt, dass Amanda ihr Verhalten dem Leser verständlich machen wollte. So hat sie zum Beispiel zigmal geschildert, warum sie zunächst fälschlicherweise Patrick Lumumba beschuldigt hat, obwohl er unschuldig war. 
Der Schreibstil ist relativ einfach und flüssig, allerdings kamen, zumindest bei mir, die Emotionen nicht so richtig rüber. 

Trotz allem hat mich das Buch berührt, da es eben eine wahre Geschichte ist und ich immer noch die Bilder aus den Medien im Kopf hatte, die zeigen, wie grausam Meredith ermordet wurde. Es ist unendlich traurig und tragisch, dass es für sie so ein Ende nahm und dass man wahrscheinlich nie herausfinden wird, was wirklich in der Nacht vom 1. auf den 2. November 2007 in jener WG passiert ist.

Alles in allem vergebe ich:

4 von 5 Sternen







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