Rezension: "Nix passiert" von Kathrin Wessling

Eine Geschichte über Liebeskummer, Ängste und die Macht der Vergangenheit.

"Es ist ein verdammtes Gefängnis, wenn man zu viel denkt, und es ist ein verdammtes Glück, wenn man zu wenig denkt."

Titel: Nix passiert
Autorin: Kathrin Wessling
Verlag: Ullstein
Seitenzahl: 240
Genre: Gegenwartsliteratur

Inhalt (Klappentext)

Alex ist verlassen worden. Und ohne Jenny ist Berlin einfach nichts. Kurzentschlossen nimmt Alex sich eine Auszeit im Kaff seiner Kindheit. Doch statt Erholung sieht er sich mit einer Idylle konfrontiert, die keine ist, nie wirklich eine war – auf jeden Fall nicht für ihn. Statt Unterstützung gibt es Familienstreit, offene Rechnungen mit alten Freunden und vor allem Langeweile. Und Alex fragt sich, ob er die Kleinstadt eigentlich jemals hinter sich gelassen hat. Und was überhaupt Zuhause bedeutet.

Intensiv und unerschrocken, klar und kompromisslos erzählt Kathrin Weßling die Geschichte eines jungen Mannes, der nicht nur alle anderen, sondern vor allem sich selbst belogen und betrogen hat – das Abbild einer Generation auf der Suche nach allem und nichts, nach Heimat zwischen Provinz und Großstadt, vor allem aber nach sich selbst.

Meine Meinung

Leider hat mich dieses Buch von Kathrin Wessling nicht ganz so überzeugen können wie ihre beiden Vorgänger "Super, und dir?" und "Drüberleben"

Aber erst noch einmal kurz zum Inhalt: Es geht um Alex, Anfang 30, Software-Engineer, der von seiner Freundin Jenny verlassen worden ist. Alex flüchtet kurzerhand aus Berlin, denn er hält es dort ohne Jenny kaum noch aus und möchte ihr auch keinesfalls zufällig begegnen, da er extrem unter der Trennung leidet. Also macht er sich auf den Weg nach Braus, der Kleinstadt in der er aufgewachsen ist, um dort bei seinen Eltern unterzukommen. Doch aus Scham erzählt er seiner Familie nichts von der Trennung und tut erstmal so, als sei alles in Ordnung, was es natürlich ganz und gar nicht ist. Das Verhältnis zu den Eltern und zum Bruder ist nicht das Beste, und auch Alex´s alte Freunde sind inzwischen nur noch flüchtige Bekannte, mit denen er eigentlich nichts so richtig zu tun haben will. Alex wird von seiner Vergangenheit eingeholt, alte Ängste tauchen wieder auf und er fragt sich, was er eigentlich überhaupt im Leben möchte und wie es nun weitergehen soll.

Den Protagonisten Alex empfand ich etwas schwierig und es fiel mir sehr schwer, mich in ihn hineinzuversetzen. Es war alles so negativ - was ja irgendwie auch nachvollziehbar ist nach einer Trennung - aber für mich war es schon fast anstrengend zu lesen. Dieses "Alles ist scheiße - Gefühl" hat mich regelrecht heruntergezogen. Was mir aber gut gefallen hat, waren die Beschreibungen des Großstadtlebens und im Vergleich dazu die Eindrücke des Kleinstadtlebens. Ich konnte es sehr gut nachvollziehen, dass für Alex weder das eine das Richtige zu sein scheint, noch das andere. Als später im Verlauf die Themen Panikattacken und Ängste aufkamen (die zwar auch schon mal zu Beginn erwähnt werden,  aber nicht in ihrem ganzen Ausmaß), konnte  ich Alex etwas mehr verstehen und viele seiner Gedanken nachempfinden. Denn die Ängste sind eines seiner größten Probleme, die einen riesigen Rattenschwanz nach sich ziehen. Vor allem das 20. Kapitel (von insgesamt 22), in dem Alex ein wichtiges Gespräch mit seinen Eltern führt, hat mich sehr berührt. Alex macht eine gute Entwicklung durch und er merkt, wie wichtig es ist, mit sich selber im Reinen zu sein und Frieden zu schließen, was ja an sich nichts Neues ist, aber trotzdem erst einmal richtig verstanden werden muss. Das Ende hat mich daher etwas mit dem Buch versöhnt.

Kathrin Wessling´s Schreibstil ist wie gewohnt sehr schonungslos, direkt und teilweise etwas derb, was mit Sicherheit nicht jedermanns Sache ist. Ich mag das aber eigentlich ganz gerne, auch wenn ich zu Beginn immer ein bisschen brauche, bis ich richtig hineingefunden habe.

Bewertung

Von mir erhält "Nix passiert" 3 von 5 Sternen, da ich mich mit dem Protagonisten Alex zunächst etwas schwer getan habe, die später aufkommende Angstthematik dann aber doch nochmal ein anderes Licht auf alles wirft, wodurch mir das Buch sehr viel besser gefallen hat.


★★★☆☆




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