Rezension: "Die Mitternachtsbibliothek" von Matt Haig

Was wäre, wenn...?

Ein philosophischer Roman, der zum Nachdenken anregt. 

"Du musst das Leben nicht begreifen. Du musst es nur leben."

Titel: Die Mitternachtsbibliothek
Autor: Matt Haig
Verlag: Droemer
Seitenzahl: 320
Gerne: Fantasy/ Philosophischer Roman

Inhalt (Klappentext)

Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gefüllt mit all den Leben, die du hättest führen können. Alles, was du jemals bereut hast, könntest du ungeschehen machen. Genau dort findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort zwischen Raum und Zeit, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, hat sie plötzlich die Möglichkeit, all das zu ändern, was sie aus der Bahn geworfen hat. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?

Meine Meinung

Ich hatte mich so sehr auf das Buch gefreut, denn der Klappentext klang genau nach meinem Geschmack, aber leider war es dann doch nicht ganz das, was ich erwartet habe. 

Es geht um die 35-jährige Nora Seed, die an einer situativen Depression erkrankt ist und die, nach einigen Schicksalsschlägen, beschließt, sich das Leben zu nehmen. Doch Nora stirbt nicht sofort, sondern sie landet in der Mitternachtsbibliothek - einem Ort, der zwischen Leben und Tod liegt. Die Bibliothek besteht aus endlosen Regalen und jedes Buch darin bietet Nora die Chance ein anderes Leben auszuprobieren, das sie hätte führen können, wenn sie sich an bestimmten Punkten in ihrem Leben anders entschieden hätte. Wenn sie ein Leben findet, das sie wirklich leben möchte, wird sie es so lange leben, bis sie an Altersschwäche stirbt. Sobald sie aber Enttäuschung in dem Leben empfindet und sich ein anderes Leben ersehnt, kommt sie zurück in die Mitternachtsbibliothek. Die Frage ist, wird Nora das Leben finden, das sie glücklich macht?

Für mich wirkte Nora irgendwie nicht richtig greifbar. Ich konnte weder ihren Schmerz, noch sonstige Emotionen von ihr so richtig nachfühlen. Sie war mir nicht besonders sympathisch, aber auch nicht besonders unsympathisch. Ich fühlte mich ihr einfach nicht nah. 

Das Konzept des Buchs gefiel mir jedoch sehr, denn wer fragt sich nicht manchmal, wie alles gekommen wäre, hätte man andere Entscheidungen getroffen? Es war spannend, in die verschiedenen Leben von Nora einzutauchen und immer wieder auf bekannte Personen aus anderen Leben zu treffen. Trotz allem fehlte mir die Tiefe. Die Lebensentwürfe kratzen sehr an der Oberfläche und so richtig konnte ich einfach nicht mitfiebern. Außerdem wiederholt sich das Handlungsschema innerhalb der Leben immer wieder, sodass man eigentlich schon weiß, worauf es letzten Endes hinausläuft. Die Botschaft des Romans fand ich aber sehr schön und ermutigend.

Der Schreibstil ist sehr philosophisch, trotzdem aber leicht verständlich. Ab und zu schweift Matt Haig ein bisschen ins Wissenschaftliche ab, wenn es zum Beispiel um die Viele-Welten-Interpretation der Quantenphysik geht und es wird etwas theoretisch, aber alles in allem ist die Ausdrucksweise sehr eingängig.

Insgesamt hätte man meiner Meinung nach etwas mehr aus dem Buch machen können, vor allem was die Emotionalität angeht, dennoch ist es, denke ich, gerade für Menschen, die mit ihrem Leben hadern, durchaus eine aufmunternde Geschichte.

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 3 von 5 Sternen, da es mich gefühlsmäßig nicht richtig mitnehmen konnte, es aber dennoch ein ermutigendes Buch über den Lauf des Lebens ist.

★★★☆☆


Kommentare

  1. Liebe Steffi

    Deine Rezension gefällt mir sehr und zeigt sehr differenziert auf, was dir beim Lesen gefallen hat, und was weniger. Das Buch war ja eine Weile überall zu sehen und wurde in den Himmel gelobt und dann habe ich plötzlich auch mehr und mehr durchwachsene Rezensionen bemerkt.

    Ich werde es mir sicher nicht neu kaufen, aber evtl. einmal gebraucht lesen. Sollte es mir aber auf diesem Wege nicht begegnen, ist das sicher auch nicht so schlimm, da es noch zahlreiche andere tolle Bücher zu entdecken gibt ;-)

    Alles Liebe
    Livia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo liebe Livia,
      vielen Dank ♥! Falls du es noch lesen solltest, bin ich sehr gespannt auf deine Meinung. Ich denke aber auch, dass du nichts groß verpasst, wenn dies nicht der Fall sein sollte.
      Ganz liebe Grüße und auch dir alles Liebe,
      Steffi

      Löschen
  2. Hallo liebe Steffi,
    ich habe mittlerweile schon einige kritische Rezensionen zum Buch gelesen. Die Mitternachtsbibliothek hat mich vom Klappentext her anfangs sehr angesprochen. Auch habe ich von M. Haig zuvor schon mal ein Buch gelesen, was mir sehr gefallen hat.

    Ich sehe es ähnlich wie Livia: Sollte mir das Buch irgendwann mal unerwartet in die Hände geraten, vielleicht lese ich dann mal rein.

    Ich danke dir für die hilfreiche Rezension.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Tanja,
      ja, bei dem Buch scheiden sich die Geister. Ich habe schon einige kritische, aber auch einige begeisterte Rezensionen gelesen. Falls es dir einmal in die Hände fällt, hoffe ich, dass du es mögen wirst.
      Welches Buch von Matt Haig hast du denn bereits gelesen? Ich habe hier noch "Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben" auf dem SuB.
      Ganz Liebe Grüße,
      Steffi

      Löschen
  3. Hi Steffi!

    Der völligen Begeisterung der vielen Leser konnte ich mich auch nicht so wirklich anschließen.
    Ich mag seine Idee/sein Konzept dahinter sehr, denn die Frage stellt sich nunmal wirklich jeder desöfteren im Leben - aber es fehlt wirklich an Tiefe.
    Ich glaube zwar, dass Matt Haig es extra etwas "leichter" gemacht hat, damit es den Leser nicht zu sehr unterzieht, dennoch hatte ich mir auch etwas mehr erwartet im gesamten. Die Umsetzung an sich fand ich aber schon gut.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Aleshanee,
      mir ging es da wirklich genauso wie dir! Das Konzept ist super, es regt zum Nachdenken an, aber leider kratzt die Geschichte zu oft nur an der Oberfläche. Vielleicht ist das gewollt, aber mich konnte das Buch dadurch nicht so richtig berühren.
      Ganz liebe Grüße,
      Steffi

      Löschen

Kommentar veröffentlichen