Rezension: "Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen." von Ava Reed

Titel: Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.

Autorin: Ava Reed

Verlag: Ueberreuter

Seitenzahl: 320

Genre: Jugendbuch

Inhalt (Klappentext)

Leni ist ein glückliches Mädchen voller Träume. Bis etwas in ihr aus dem Gleichgewicht gerät. Es beginnt mit zu vielen Gedanken, die zu Übelkeit, Panikattacken und Angst vor der Angst werden. All das ist plötzlich da und führt zu einer Diagnose, an der Leni zu zerbrechen droht. Nichts scheint zu funktionieren, keine Therapie, keine Medikation. Bis sie Matti trifft, der ein ganz anderes Päckchen zu tragen hat, und ihn auf eine Reise begleitet, die sie nie antreten wollte ...

Meine Meinung

Ein ganz wundervolles Buch, das zu verstehen gibt, wie es sich anfühlt, an Ängsten und Panikattacken zu leiden und gegen sie zu kämpfen. 

Leni erkennt sich von einem Tag auf den anderen selbst nicht mehr wieder. Irgendwas ist anders und das Leben fällt plötzlich so schwer. Dann, etwa ein halbes Jahr später, bekommt sie eine Diagnose, die all das erklärt, aber trotzdem nicht richtig greifbar ist. Als sie in eine Klinik kommt, lernt sie dort Matti kennen. Matti kann keine Schmerzen spüren und ist es Leid, wie in Watte eingepackt leben zu müssen, damit ihm ja nichts passiert. Er und Leni begeben sich auf eine Reise - ein Abenteuer, bei dem sehr fraglich ist, ob es sich dabei um eine gute Idee handelt.

Ich habe Leni sehr in mein Herz geschlossen und konnte ihre Ängste und ihre Gedanken sehr gut nachvollziehen. Sie macht sich selbst so großen Druck, da sie kurz vor dem Abi steht und noch keine Ahnung hat, was danach kommt. So großen Druck, dass es schließlich zu viel mehr führt, als nur ein bisschen "Stress" - sie wird krank und muss dringend behandelt werden. Zu Matti hingegen hatte ich keinen richtigen Draht, auch wenn ich seine Gedanken und Sorgen bezüglich seiner Erkrankung und seines Lebensstils verstehen konnte. 

Trotzdem ist das Buch für mich ein Herzensbuch. Ava Reed hat (vor allem) Lenis Situation so einfühlsam und authentisch rübergebracht, dass ich regelrecht spüren konnte, wie sie sich fühlt. Und sie hat es geschafft, Hoffnung zu geben, ohne dass das Buch ein unrealistisches "Alles ist gut" Ende hat.

Erwähnen möchte ich auch noch das berührende Vor- und Nachwort der Autorin. Man merkt, wieviel Herz sie in dieses Buch gesteckt hat und wie wichtig ihr das Thema ist. 

Lieblingszitat

"Ich vermisse es, viel zu lachen und wenig zu weinen, normale Dinge zu tun, aufstehen zu können, ohne das Gefühl zu haben, das Schicksal der Welt laste auf meinen Schultern oder ihr Schmerz tief in mir. Ich vermisse es, atmen zu können, frei und tief, und genug zu sein, ehrlich zu sein und glücklich. Ja, ich will wieder genug sein.

Diese Sehnsucht zerdrückt mich, aber ich will sie festhalten, egal, wie weh es tut. Egal, ob ich mein altes Ich zurückbekomme oder nicht, ich will auf keinen Fall vergessen, dass es einmal da war.

Erinnerungen tun meistens weh, genauso wie Wünsche. Wir werden trotzdem nie aufhören, welche zu machen."

Bewertung

5 von 5 Sternen für dieses feinfühlige Buch, das unter die Haut geht.