Rezension: "Regen" von Ferdinand von Schirach

 Ein scharfsinniger, unterhaltsamer Theatermonolog.

🕮 "Wir alle sind befangen, weil wir in uns gefangen sind - und davon gibt es keine Erlösung, durch nichts und durch niemanden." 🕮

Titel: Regen - Eine Liebeserklärung
Autor: Ferdinand von Schirach
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Seitenzahl: 112
Genre: Gegenwartsliteratur

Inhalt (Klappentext)

Er ist Schriftsteller, wenn auch ein Autor fast ohne Werk: Seit 17 Jahren hat er nichts mehr geschrieben. Er will in Ruhe gelassen werden, er mag die Menschen, aber lieber nur aus der Distanz. Als er gegen seinen Willen in einem Strafprozess zum Schöffen berufen wird, setzt er sich, durchnässt vom Regen, nach dem ersten Verhandlungstag in eine Bar und denkt nach: über Verbrechen und Strafen, über das Großartige und Schreckliche unserer Zeit, über die Würde des Menschen und über sein Leben. Über den Verlust, die Einsamkeit, das Scheitern und vor allem die Liebe.

Regen ist ein ebenso mutiger wie sehr persönlicher Text, den Ferdinand von Schirach ab Oktober 2023 auf zahlreichen deutschen Bühnen selbst aufführen wird.

Ergänzt wird der Band durch ein Interview mit dem Autor.

Meine Meinung

Wenn man das Buch in der Hand hält, ist man erst einmal überrascht von dem geringen Umfang. Blättert man dann hindurch, fällt auch direkt auf, dass die Schriftgröße recht groß gewählt ist. Es ist also ein Buch, das man selbst als langsamer Leser wirklich schnell gelesen hat.

Es handelt von einem Mann, der sich selbst als Schriftsteller bezeichnet, aber seit siebzehn Jahren nicht mehr geschrieben hat. Er kommt vom Regen durchnässt in eine Bar und denkt in einem Monolog über Themen nach, die ihn gerade beschäftigen. Über seine Tätigkeit als Schöffe, über Verbrechen im Allgemeinen, über Schuld, Befangenheit, Ambivalenz und die Kuriositäten, die jede Zeit so mit sich bringt. Er kommt von einem zum anderen und trotzdem wirkte es auf mich nicht wirr, sondern sehr unterhaltend und klug. 

Ich mag die Betrachtungsweisen des Lebens von Ferdinand von Schirach, die etwas Philosophisches haben und trotzdem ist das Buch keine schwere Kost. Der Schreibstil ist sehr sachlich, prägnant und einfach zu lesen. 

Die zweite Hälfte des Buchs besteht aus einem Interview mit dem Autor, das ich unheimlich interessant und auch sehr aufschlussreich bezüglich seiner Person empfand.

Ich kann verstehen, dass viele den Preis und den geringen Umfang des Buchs kritisieren, dennoch hat mir persönlich nichts gefehlt. Klar, ein etwas angepasster Preis wäre vielleicht angebracht, aber was die Länge angeht, war es für mich genau richtig. Man muss bedenken, dass es sich um einen Monolog handelt und irgendwann wäre es dann auch zu viel und ausschweifend, wenn dieser kein Ende finden würde.  

Für mich ein wirklich tolles und gehaltvolles Buch!

Bewertung

5 von 5 Sterne

★★★★★

Vielen Dank an das Bloggerportal der Penguin Random House Verlagsgruppe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!





Kommentare

  1. Liebe Steffi

    Von Ferdinand von Schirach habe ich immer noch nichts gelesen, aber seine Bücher begegnen mir sehr oft. Was du schreibst, hat mich direkt neugierig gemacht, deshalb werde ich mir das Buch einmal vormerken.

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Liebe Livia,
      ich habe bisher auch erst zwei seiner Bücher gelesen, aber die haben mir beide wirklich gut gefallen. Bei diesem Buch sind die Meinungen ja doch sehr gespalten, was ich so mitbekommen habe, aber ich fand es eben echt super.
      Ganz liebe Grüße an dich, Steffi

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