Rezension: "Dunkelgrün fast schwarz" von Mareike Fallwickl

Ein Roman über toxische Freundschaft und fatale Liebe.

"Irgendwann wirst du erkennen, dass manche Menschen nur leuchten, indem sie andere ins Dunkle schubsen."

Titel: Dunkelgrün fast schwarz
Autorin: Mareike Fallwickl
Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
Seitenzahl: 480
Gerne: Gegenwartsliteratur

Inhalt (Klappentext)

Raffael, der Selbstbewusste mit dem entwaffnenden Lächeln, und Moritz, der Bumerang in Raffaels Hand: Seit ihrer ersten Begegnung als Kinder sind sie unzertrennlich, Raffael geht voran, Moritz folgt. Moritz und seine Mutter Marie sind Zugezogene in dem einsamen Bergdorf, über die Freundschaft der beiden sollte Marie sich eigentlich freuen. Doch sie erkennt das Zerstörerische, das hinter Raffaels stahlblauen Augen lauert. Als Moritz eines Tages aufgeregt von der Neuen in der Schule berichtet, passiert es: Johanna weitet das Band zwischen Moritz und Raffael zu einem fatalen Dreieck, dessen scharfe Kanten keinen unverwundet lassen. Sechzehn Jahre später hat die Vergangenheit die drei plötzlich wieder im Griff, und alles, was so lange ungesagt war, bricht sich Bahn – mit unberechenbarer Wucht. 

Mareike Fallwickl erzählt von Schatten und Licht, Verzweiflung und Sehnsucht, Verrat und Vergebung. Ihr packendes Debüt bringt alle Facetten der Freundschaft zum Leuchten, die Leidenschaft, die Sanftheit – und die Liebe, in ihrer heilsamen, aber auch funkelnd grausamen Pracht.

Meine Meinung

"Dunkelgrün fast schwarz" konnte mich von Beginn an in seinen Bann ziehen. Die Geschichte hatte für mich Highlightpotential, allerdings ließ das Buch dann meines Empfindens in der zweiten Hälfte ein klein wenig nach.

Es geht um die Freundschaft zwischen Moritz und Raffael, die alles andere als gesund ist. Die Beiden lernen sich mit drei Jahren auf einem Spielplatz kennen und sind fortan unzertrennlich. Moritz ist der Sensible, Zurückhaltende und Raffael der Starke, Grausame, aber auch Anziehende. Moritz` Mutter Marie merkt schnell, dass Raffael ein anderes Kind ist - schonungslos und brutal. Dennoch lässt sie Moritz seine eigenen Erfahrungen machen. Im Teenageralter wird aus dem Zweiergespann von Moritz und Raffael mit der Neuen in der Schule ein Dreiergespann. Johanna, ein trauriges Mädchen, das seine Eltern verloren hat, fasziniert Moritz vom ersten Augenblick an. Doch drei sind meist einer zuviel...
Das Buch beginnt Jahre später. Moritz und Raffael haben sich sechzehn Jahre lang nicht gesehen und plötzlich steht Raffael unerwartet vor Moritz` Haustür und die Vergangenheit holt ihn wieder ein. 

Erzählt wird aus drei Perspektiven, nämlich aus der von Marie, von Moritz und von Johanna. Obwohl Raffael eine zentrale Figur ist, kommt er selber nicht zu Wort. Mir gefiel das aber sehr gut, denn man konnte sich durch die drei Perspektiven sein ganz eigenes Bild zu Raffael machen. Außerdem springt das Buch in den Zeiten hin und her. Man erfährt als Leser, wie sich die Freundschaft entwickelt hat und in welcher Beziehung Johanna und Raffael aktuell zueinander stehen. Besonders Maries Gedanken und ihre Vergangenheit haben mich gefesselt. Das Thema Familie spielt neben der Freundschaft eine große Rolle. Genauso wie die Frage, ob ein Kind von sich aus gemein sein kann.

Die Charaktere sind unglaublich gut ausgearbeitet, alle irgendwie ein klein wenig kaputt, aber sehr interessant. Marie und Moritz mochte ich sehr, auch wenn ich ihre Entscheidungen und Taten nicht immer nachvollziehen konnte. Mit Johanna habe ich mich ein bisschen schwer getan und sie tat mir irgendwie leid. 

Insgesamt fand ich das Buch sehr spannend, auch wenn es gerade in der zweiten Hälfte ein paar kleinere Längen hatte. Es ist ein sehr eindringlicher, psychologischer Roman, der ruhig erzählt wird, mit einer klaren und sehr bildhaften Sprache. Farben spielen eine große Rolle, wie man schon anhand des Titels erahnen kann, denn Moritz hat eine ganz besondere Gabe: er ist Synästhetiker. Das heißt, er sieht die Menschen in Farben. Bisher wusste ich tatsächlich nicht, dass es sowas gibt und ich fand das sehr faszinierend.

Mit dem Ende war ich leider nur teilweise zufrieden, denn gerade was Raffael und Johanna betrifft, gab es noch ein paar offene Fragen. Da hätte ich mir noch etwas mehr Klarheit gewünscht. Ansonsten hat mir das Buch aber wirklich gut gefallen!

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 4 von 5 Sternen, da es mir bis auf ein paar kleinerer Längen und Ungeklärtheiten sehr gut gefallen hat.

★★★★☆










Kommentare

  1. Hi Steffi!

    Ich hab das Buch vor einem halben Jahr in einer kleinen Leserunde gelesen - das Genre ist ja eigentlich nicht so meins, aber ich probiere ja gerne neues aus und wollte es gerne damit versuchen. Zum Glück ^^
    Ich fand es sehr fesselnd geschrieben, intensiv und mit großartigem Charakterausbau.
    Natürlich kann man nicht immer alles nachvollziehen, was andere machen, und grade Marie´s Zurückhaltung hat mich manchmal fast wütend gemacht. Aber jeder versucht ja "nur" in seinem Rahmen das Beste und in seinen Möglichkeiten. Jeder trägt eine "Last" mit sich herum, mit der er leben und umgehen muss. Das hat die Autorin meiner Meinung nach wirklich sehr gekonnt dargestellt.
    Mit dem Ende - mir war es etwas zu "einfach", aber okay so wie es war. Dass sie da einiges offengelassen hat war für mich okay.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,
      ich kann dir in deinen Aussagen eigentlich nur zustimmen! Das Buch in einer Leserunde zu lesen, stelle ich mir auch sehr spannend vor, da man sich so gut darüber austauschen kann. Ich wäre einfach noch sehr neugierig gewesen, vor allem was es z.B. mit Raffaels 'Machenschaften' auf sich hatte.
      Ganz liebe Grüße, Steffi

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    2. Ja, das stimmt schon, war mir aber in dem Moment dann auch nicht so wichtig... auf jeden Fall war es ein ganz außergewöhnliches Buch!

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  2. Liebe Steffi

    Es freut mich so sehr, dass dich dieses Buch, das mich direkt nach seinem Erscheinen unendlich begeistern konnte, ebenfalls von sich überzeugt hat. Ja, über das Ende kann man diskutieren und ja, ich kann mir vorstellen, dass ich das Ende mit ein wenig Abstand anders bewerten würde, aber damals im Lesefluss war das genau passend.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Hallo liebe Livia,
      ja, mir hat das Buch wirklich ziemlich gut gefallen, auch wenn es nicht ganz das Highlight war, was ich mir erhofft habe. Ich werde ziemlich sicher nochmal etwas von der Autorin lesen, denn insgesamt hat mir ihr Schreibstil und ihr Charakteraufbau sehr zugesagt.
      Ganz liebe Grüße, Steffi

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