Rezension: "Spinner" von Benedict Wells

Titel: Spinner
Autor: Benedict Wells
Verlag: Diogenes
Seitenzahl: 320
Genre: Gegenwartsliteratur

Inhalt

Der 20-jährige Jesper Lier ist nach seinem Abitur von München nach Berlin gezogen und möchte nun mit seinem Roman "Der Leidensgenosse" groß durchstarten. Die letzten zwei Jahre schrieb er, vor allem nachts, unter viel Alkoholeinfluss an seinem 1283 Seiten langem Buch. Schlafen konnte er sowieso nur noch mit Hilfe von Schlaftabletten, von denen er nun gerade einen kalten Entzug macht. Autor zu werden, ist sein größter Traum, denn schließlich hat er die letzte Zeit fast nur noch mit Schreiben verbracht und sein Leben an sich vorüber ziehen lassen. Zudem absolviert er ein Praktikum beim Berliner Merkur und studiert zum Schein Politikwissenschaften an der Freien Universität. Doch er ist alles andere als glücklich und zufrieden. Er fühlt sich unverstanden und orientierungslos. In diesem Buch begleitet man ihn eine entscheidende Woche lang durch die bunte Großstadt Berlin. 

Meine Meinung

Endlich wieder ein Roman, der mich richtig gefesselt hat. Schon als ich in der Buchhandlung in die erste Seite reingelesen hatte, wusste ich: Das ist ein Buch, das mir gefallen könnte. Und so war es auch! Wells schreibt von traurigen Themen, von Verlusten und Zukunftsängsten und trotzdem schwingt immer ein gewisser Humor mit, der das Ganze auflockert und nicht zu schwerer Kost werden lässt. Im Gegenteil, der Schreibstil war leicht verständlich und klar und hat mich gepackt, sodass ich das Buch kaum zur Seite legen wollte.

Ich konnte mich beim Lesen sehr gut in den nachdenklichen und melancholischen Jesper hineinversetzen. Seine Gedanken waren für mich nachvollziehbar und gerade, wenn man am Ende erfährt, warum er so traurig und irgendwie auch voller Hass auf die Welt ist, wird es noch einleuchtender. Zwischendurch wird das Buch ein wenig abgedreht und verwirrend und man fragt sich, was real ist und was nicht, aber auch das klärt sich am Schluss auf. Jespers Freunde Gustav und Frank holen ihn, meiner Meinung nach, immer mal wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Da er sehr zurückgezogen lebt, sind ihm auch nur noch die Beiden geblieben. Jespers schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter und seinem Bruder nach dem Tod seines Vaters vor fast zwei Jahren ist eines der großen Themen in dem Buch. Er weicht den Beiden aus, gibt ihnen nicht mal seine Telefonnummer und drückt sich immer wieder vor einer Konfrontation mit ihnen. Doch im Laufe des Buches findet eine Entwicklung statt und er sieht, dass er sich den Dingen wieder stellen muss und dass er eigentlich, seit er vor über einem Jahr nach Berlin kam, keinen Schritt vorwärts gekommen ist und etwas ändern muss. 

Mir gefiel der Roman sehr gut und ich werde definitiv weitere Bücher von Benedict Wells lesen, da mich der leichte, aber dennoch tiefe und poetische Schreibstil sehr beeindruckt hat. 

Lieblingszitate

"Ich hatte den Tod ohnehin nicht verdient, ich konnte ihn doch gar nicht bezahlen, denn er kostete das Leben, und davon hatte ich noch viel zu wenig."

"Doch es gibt Fehler, die notwendig sind. Manchmal muss man ein kleines bisschen sterben, um wieder ein wenig mehr zu leben."

Für dieses wundervolle Buch:

5 von 5 Sternen




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