Rezension: "Der Hof" von Simon Beckett

Titel: Der Hof
Autor: Simon Beckett
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 464
Genre: Thriller

Inhalt

Der Engländer Sean befindet sich in Südfrankreich auf der Flucht vor seinem alten Leben. Als er sich vor der Polizei verstecken möchte, springt er unüberlegt in ein mit Stacheldrahtzaun abgezäuntes Waldstück und tritt in eine Eisenfalle. Vor lauter Schmerz verliert er das Bewusstsein und findet sich beim Aufwachen auf dem Dachboden einer alten Scheune wieder, den Fuß sorgfältig verbunden und mit allem Notwendigen versorgt. Wie sich herausstellt, gehört der Wald zu dem abgelegenen, heruntergekommenen Hof von Arnaud, genau wie die Scheune, in der er nun liegt. Arnauds Tochter Gretchen hat ihn in dem Wald gefunden und mit Hilfe ihrer Schwester Mathilde in die Scheune gebracht, in der Mathilde ihn umsorgt. Der feindseelige und herrische Arnaud, dessen Regeln sich alle anderen Bewohner des Hofes unterzuordnen haben, ist wenig begeistert von dem Eindringling und möchte ihn am liebsten sofort vom Hof verscheuchen. Mathilde setzt sich aber für ihn ein und so kann er vorerst bleiben, bis er sich erholt hat. Doch Seans Aufenthalt verlängert sich unverhofft, denn Mathilde bittet ihn darum, auf dem Hof zu helfen und die maroden Wände des Hauses auszubessern. Sean kommt die Gelegenheit gerade recht, da er so erstmal untertauchen kann, denn er trägt ein dunkles Geheimnis in sich. Aber auch die Bewohner des Hofes haben etwas zu verbergen... 

Meine Meinung

Ich bin ein großer Fan der David Hunter Reihe von Simon Beckett und wollte es nun mal mit einem anderen Thriller von ihm probieren. Ich wurde nicht enttäuscht, obwohl ich die vielen kritischen Stimmen durchaus nachvollziehen kann, denn das Buch ist kein klassischer Thriller, wie man es vielleicht erwartet.

Simon Beckett hat es geschafft, in diesem Buch eine tolle, düstere Atmosphäre zu erschaffen. Ich konnte mir den baufälligen Hof, das große verlassene Grundstück, die dreckigen Schweine und die trockene Hitze, die immer wieder beschrieben wurde, wahnsinnig gut bildlich vorstellen. 

Von dem rothaarigen Engländer Sean hatte ich ebenfalls ein klares Bild vor Augen und ich fand ihn als Charakter sympathisch, auch wenn ich seine Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte. Mein Liebling in dem Buch war jedoch Mathilde, die sich so viel gefallen lassen musste und trotzdem immer die Ruhe bewahrt und sich aufopferungsvoll um Sean gekümmert hat. Das bösartige Gretchen und der herrische Arnaud sind keine Sympathieträger, aber trotzdem ein wichtiger Teil der Geschichte, der nicht fehlen darf. 

Die Kapitel sind meist zweigeteilt: der erste Teil spielt in der Gegenwart auf dem Hof in Südfrankreich und der zweite Teil spielt in der Vergangenheit in London und man erfährt nach und nach, warum Sean auf der Flucht ist. Insgesamt entwickelt sich alles recht langsam und zwischendurch verliert das Buch dadurch ein bisschen an Spannung. Trotzdem war es mir nie langweilig, wobei ich zugeben muss, dass es eher in Richtung Drama geht, als dass man von einem Thriller reden kann. Im Vordergrund stehen die Geheimnisse, die man aufdecken möchte, seien es die der Hofbewohner oder die von Sean und seiner Flucht. Mit viel Action ist hier definitiv nicht zu rechnen.

Den Schreibstil von Simon Beckett finde ich persönlich großartig, weshalb er definitiv zu meinen Lieblingsthrillerautoren gehört. Er reißt mich mit, ich bin sofort in der Geschichte drin und habe, wie oben bereits erwähnt, deutliche Bilder im Kopf, die auch hängen bleiben. Manche Bücher, gerade Thriller, wie ich finde, liest man und nach einer Weile hat man sie wieder vergessen. Die Bücher der David Hunter Reihe sind mir alle im Gedächtnis geblieben und ich denke, auch bei diesem Buch wird es so sein. Ein einziger kleiner Kritikpunkt, der mich sprachlich gestört hat, ist der Ausruf "Himmel", der gefühlte tausendmal vorkam.

Lieblingszitate

"Sie blinzelt nicht. Ich habe wieder das Gefühl, ich könnte meine Hand quer durch ihr Sichtfeld wischen, ohne eine Reaktion zu bekommen. Ich will sie fragen, worüber sie nachdenkt, aber ich schweige. Ich habe Angst, sie könnte es mir erzählen."

"Unter der Oberfläche sind wir alle Tiere. Das will die Gesellschaft [...] gerne verbergen. Die Wahrheit ist aber, dass keiner von uns weiß, wozu er im Grunde in der Lage ist."

Bewertung

Alles in allem vergebe ich 4 von 5 Sternen für das Buch, da es mir vor allem aufgrund der düsteren Stimmung und des flüssigen, packenden Schreibstils gut gefallen hat. Wegen der Längen in der Mitte reicht es aber leider nicht für 5 Sterne. 





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