Rezension: "Die Sanfte" von Fjodor Dostojewski

Titel: Die Sanfte
Autor: Fjodor Dostojewski
Verlag: Anaconda
Seitenzahl: 78
Genre: Klassiker

Inhalt 

Ein Pfandleiher steht vor der Leiche seiner Frau, die sich vor wenigen Stunden selbst ermordet hat und erinnert sich zurück an sein Leben mit ihr. 
Als 41-jähriger hat er die Not der damals nicht einmal 16-jährigen ausgenutzt, die von ihren zwei Tanten als Sklavin gehalten wurde und an einen widerwärtigen Krämer verheiratet werden sollte. Er hielt um ihre Hand an und somit entschied sich das Mädchen für das wohl kleinere Übel und nahm den Heiratsantrag an. Die Beziehung ist von Anfang an geprägt von Strenge und Schweigsamkeit und der Pfandleiher gibt zu, dass er sich seine Frau auf diese Weise erziehen wollte. Erst als es zu spät ist, werden ihm seine Fehler bewusst. 

Meine Meinung

Dieses schmale Büchlein besteht aus einem inneren Monolog des Pfandleihers, der die Beziehung zu seiner nun toten Frau überdenkt. Man erfährt, wie die Beiden sich kennen gelernt haben, wie sich die Beziehung entwickelt hat und wie es letztendlich zu dem Selbstmord der jungen Frau kam. Außerdem berichtet der Pfandleiher auch ein wenig aus seiner Vergangenheit - darüber, wie er zu seinem Beruf kam und was er in seinem Leben schon durchmachen musste. 

Am Anfang sind die Gedanken des Pfandleihers recht konfus, aber relativ schnell werden sie strukturierter und man kann besser folgen. Der Mann war mir nicht sympathisch, denn er gesteht, dass er in seiner Frau einen Freund gesucht hat, den er sich erziehen und besiegen muss. Er macht einen sehr selbstgerechten Eindruck und ihm scheint jegliche Wärme zu fehlen. Seine Frau und er wirken wie Fremde und die Wesensveränderung des Pfandleihers am Ende kam mir etwas plötzlich. 

Da ich mich etwas schwer getan habe, mich in den Pfandleiher hineinzuversetzen und seine Gedanken nachzuvollziehen, konnte mich das Buch nicht so richtig begeistern. Trotzdem mochte ich den Schreibstil, der gut verständlich war, aber natürlich trotzdem nicht ganz einfach, da es sich um ein sehr altes Buch (Erstausgabe 1876) handelt. Ich würde ihn als blumig und poetisch beschreiben.

Auch wenn mich die Geschichte nicht ganz erreicht hat, ist sie doch aufwühlend und zeigt,  wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen, Gefühle zu zeigen und nichts als selbstverständlich hinzunehmen.

Lieblingszitate

"Ich erwähne es nur, weil es nichts Bedrückenderes und Unerträglicheres geben kann, als durch einen Zufall zugrunde zu gehen, durch einen Zufall, der ebenso gut auch nicht hätte sein können, durch eine unglückliche Verkettung von Umständen, die sich ebenso gut wie eine Wolke hätte verziehen können."

"Der Pendel an der Uhr tickt, ihn rührt nichts, ihm tut nichts leid."

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 3 von 5 Sternen, da es mich leider nicht richtig in seinen Bann ziehen konnte, es aber dennoch eine ergreifende Geschichte ist, die wundervoll geschrieben wurde. 





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