Rezension: "Super, und dir?" von Kathrin Weßling

Titel: Super, und dir?
Autorin: Kathrin Weßling
Verlag: Ullstein
Seitenzahl: 256
Genre: Gegenwartsliteratur

Inhalt (Klappentext)

Marlene Beckmann, Anfang dreißig, Social Media Managerin in einem multinationalen Unternehmen, hat es geschafft: Sie hat 532 Freunde auf Facebook, einen Freund, der sie liebt, und einen Job, den alle haben wollten. Und wenn sie noch weniger schläft, noch produktiver ist, fröhliche Selfies postet und dabei in ihre Chakren atmet, wird das Leben noch besser.
Um dem ständigen Druck standhalten zu können und den eigenen Erwartungen gerecht zu werden, ruft Marlene jedoch immer öfter ihren Dealer Ronny an. Bis ihr die Kontrolle schließlich ganz entgleitet und sie in einen Strudel aus Abhängigkeit und Selbstzerstörung gerät.

Meine Meinung

Kathrin Weßling widmet sich in diesem Buch den Problemen der sogenannten Generation Y. Es geht um die Angst vor der Ersetzbarkeit im Job, um fehlende Perspektiven und die Überforderung, die bei vielen jungen Menschen heutzutage schon in der Schulzeit oder während des Studiums beginnt. Immer wieder wird einem eingeredet, dass man nur dann etwas erreichen kann, wenn man beste Leistungen bringt und dass man nur dann etwas wert ist. Schwächen sind nicht erwünscht. 

Die Protagonistin Marlene Beckmann zerbricht schließlich an diesem Druck, denn bereits in ihrer Jugend hat sie gelernt zu funktionieren, ihre Probleme in sich hineinzufressen und niemanden daran teilhaben zu lassen. Sie arbeitet wie eine Verrückte, hat eigentlich alles erreicht, was sie wollte, aber für welchen Preis? Sie vernachlässigt ihr Privatleben, ihre Freunde, ihre Beziehung, ihre Hobbys und lebt nur noch für die Arbeit, die ihr nicht einmal Spaß macht und die ihr alles abverlangt. Das Leben ist für Marlene ohne Drogen gar nicht mehr zu schaffen und zu ertragen. Lange Zeit kann sie den Schein wahren, keiner merkt etwas von ihrer Sucht, aber letztendlich verliert sie doch die Kontrolle. Ich konnte ihre Gedanken und ihr Verhalten gut nachvollziehen, was zweifelsohne an Kathrin Weßlings grandiosem Schreibstil liegt. Sie kann Ängste, Sorgen, Zweifel, insgesamt Gefühle unglaublich eindrücklich in Worte fassen, sodass man keine Probleme hat, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen. 

Einzig der Schluss kam mir ein wenig zu plötzlich und hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen. Trotzdem fand ich das Buch unglaublich gut und kann es nur jedem empfehlen - jungen Menschen, die sich darin bestimmt ab und zu wiederfinden können und auch der älteren Generation, die leider oft nicht richtig nachvollziehen kann, wie sich das Arbeits- und Studentenleben heutzutage anfühlt und wie die digitale Vernetzung zusätzlich einen großen Druck ausübt.

Lieblingszitat

"Ich denke daran, dass am Ende alles gut wird, das sagt man doch so. Dass alles einen Sinn ergibt und jedes Scheitern ein Schritt nach vorne ist. Es gibt nämlich kein Zurück. Ich denke an die Menschen, die mich lieben und die mein Bestes wollen. Ich denke daran, dass ich mich verlaufen habe, dabei wollte ich eigentlich nur rennen und nicht mehr ständig stolpern. Ich denke daran, dass ich alles erreicht habe, was ich mir je gewünscht habe, doch das ist gelogen, weil ich mir eigentlich niemals wirklich etwas wünsche, außer vielleicht, dass hoffentlich niemals jemand merkt, dass ich Rumpelstilzchen bin."

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 5 von 5 Sternen, da es mich unglaublich mitgenommen und gefesselt hat und ich außerdem finde, dass es eine sehr wichtige Thematik anspricht und aufzeigt, wie sich die Gesellschaft in den letzten Jahren entwickelt hat.


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