Rezension: "Faserland" von Christian Kracht

Titel: Faserland
Autor: Christian Kracht
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Seitenzahl: 165
Genre: moderner Klassiker

Inhalt 

Ein namenloser, gut situierter Ich-Erzähler reist in den 90er Jahren durch die Republik vom Norden Deutschlands bis in die Schweiz. Die Reisestationen dabei sind Sylt, Hamburg, Frankfurt, Heidelberg, München, Meersburg und schließlich Zürich. 

Meine Meinung

Ich habe das Buch auf Empfehlung einer Buchbloggerin (atlanta_loves_books auf instagram) gelesen, die immer wieder von dem Roman schwärmt. Leider konnte mich das Buch nicht ganz so begeistern, wobei ich es nicht schlecht fand, aber eben auch nicht so richtig gut. 

Es geht darin um einen namenlosen Protagonisten, der aus der Oberschicht stammt, keine Geldsorgen hat, ein Einzelgänger ist und der einmal von oben nach unten planlos durch Deutschland reist und schließlich in Zürich in der Schweiz landet. Dabei befindet er sich durchgehend im Dauerrausch und stolpert von einer Party zur nächsten. Er wirkt nicht gerade sympathisch und sehr oberflächlich. Außerdem scheint er eine Abneigung gegen Deutschland zu haben und verständlicherweise gegen Nazis, wobei er jedoch ständig irgendwelche Passanten, die ihm über den Weg laufen, als Nazis abstempelt. 

Ich empfand das Buch zeitweise sehr abstoßend, da der Protagonist und andere Menschen um ihn herum sich des Öfteren mal übergeben und ich sowas einfach nicht gerne lese. Auch, dass die Geschichte so wenig Handlung hatte, gefiel mir nicht so gut und ich hätte gerne gewusst, warum der Protagonist sich überhaupt auf diese Reise begeben und welchen genauen persönlichen Hintergrund er hat. Man weiß ja eigentlich nur, dass er aus gehobenen Kreisen kommt und in Salem zur Schule gegangen ist bzw. im Internat war. 

Die sprunghaften Gedanken des Ich-Erzählers konnte ich teilweise gut nachempfinden, da ich das manchmal auch von mir selbst ein bisschen kenne und manche Beschreibungen von ihm fand ich wirklich sehr treffend. Gegen Ende gefiel mir das Buch dann deutlich besser, vor allem die letzten beiden Kapitel, auch wenn ich manche  Verhaltensweisen des Protagonisten nicht nachvollziehen konnte.

Der Schreibstil ist sehr umgangssprachlich, einfach zu lesen und es werden sehr viele Markennamen genannt - allem voran die Barbour Jacke - was die auf Äußerlichkeiten reduzierte Sichtweise der Gesellschaftsschichten, in denen sich die Hauptperson  bewegt, noch einmal unterstreicht.

Ich würde den Roman so interpretieren, dass der Autor aufzeigen möchte, dass das Leben in einer abgestumpften, oberflächlichen Gesellschaft sehr negative Folgen haben kann, da der Protagonist sehr einsam scheint, eigentlich keine richtigen Freunde hat und oft sehr unsicher wirkt. 

Insgesamt war es also ein mittelmäßiges Buch für mich, das man mal gelesen haben kann, aber auch nicht zwingend gelesen haben muss. 

Lieblingszitat

"Das Geräusch des Windes, der durch die Büsche weht, und auch dieses leise Klicken der Eiswürfel in unseren Gläsern machen mich ganz ruhig, fast sogar ein bißchen schläfrig. Ich denke daran, daß ich früher auch oft am See gesessen habe und daß ich diese Stunde, in der das Licht nachläßt und man aufnahmefähiger wird für ganz komische Dinge, wunderbar finde. Wenn man so sitzt und nachdenkt und ein bißchen trinkt, dann wird man empfänglicher für Schatten oder für Vögel, die am Himmel über den See kreisen."

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 3 von 5 Sternen, da ich es ganz gut lesen konnte und mir vor allem der letzte Teil gut gefiel, ich mir aber irgendwie mehr Handlung und mehr Hintergrund gewünscht hätte.

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