Rezension: "Die Tribute von Panem X" von Suzanne Collins

 Der Anfang der Hungerspiele, wie man sie aus der Panem-Trilogie kennt.

"[...] der Mensch ist im Kern gut. Man weiß genau, wann man die Grenze zum Bösen überschreitet, und es ist eine ständige Herausforderung im Leben, auf der richtigen Seite dieser Grenze zu bleiben."

Titel: Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange
Autorin: Suzanne Collins
Verlag: Friedrich Oetinger GmbH
Seitenzahl: 608
Genre: Dystopie

Inhalt (Verlagsgruppe Oetinger)

Ehrgeiz treibt ihn an.
Rivalität beflügelt ihn.
Aber Macht hat ihren Preis.

Es ist der Morgen der Ernte der zehnten Hungerspiele. Im Kapitol macht sich der 18-jährige Coriolanus Snow bereit, als Mentor bei den Hungerspielen zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten und ihr Schicksal hängt davon ab, ob es Coriolanus gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und auszustechen und Mentor des siegreichen Tributs zu werden.

Die Chancen stehen jedoch schlecht. Er hat die demütigende Aufgabe bekommen, ausgerechnet dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12 als Mentor zur Seite zu stehen: Lucy Gray, das Mädchen im Regenbogenkleid, das zwar singen kann, aber für den Kampf ungeeignet zu sein scheint. Jede Entscheidung, die Coriolanus trifft, könnte über Erfolg oder Misserfolg seines zukünftigen Lebens entscheiden und Lucys Leben vorzeitig beenden. Es beginnt ein brutaler Kampf in der Arena, bei dem Coriolanus schnell feststellt, dass sein Schicksal untrennbar mit Lucy Grays verbunden ist.

Meine Meinung

Zu Beginn habe ich ein paar Seiten gebraucht, bis ich wieder richtig in die Welt von Panem hereingefunden habe, aber es ist auch schon einige Jahre her, dass ich die Trilogie rund um Katniss Everdeen gelesen habe. Relativ schnell war ich jedoch wieder mitten im Geschehen und absolut gefesselt von der Handlung. 

Das Buch spielt viele Jahre vor der Zeit von Katniss Everdeen. Es beginnt mit dem "Tag der Ernte" der 10. Hungerspiele. Der 18-jährige Coriolanus Snow hat eines der 24 heiß begehrten Mentorate bekommen. Um die Hungerspiele für die Zuschauer spannender zu gestalten, hat man den Tributen nämlich erstmals Mentoren zugeteilt. Nur die besten Schüler des Abschlussjahrganges der Akademie - der vornehmsten weiterführenden Schule des Kapitols - hatten die Chance auf ein solches Mentorat. Durch dieses wiederum haben die Mentoren die Aussicht auf Preise, die beim Abschluss der Akademie verliehen werden. Und ohne Preis, kein Universitätsstudium, keine Karriere, keine Zukunft. 
Nun kommt es aber so, dass Coriolanus ausgerechnet das Mädchen aus Distrikt 12 zugeteilt wird - dem kleinsten Distrikt, dessen Tribute meist sehr schnell sterben. Doch Lucy Gray Baird ist eine außergewöhnliche Erscheinung, ein Mädchen mit Starqualitäten und einer einzigartigen Singstimme, die das Publikum begeistert. Coriolanus und Lucy entwickeln eine besondere Beziehung zueinander und schon bald muss Coriolanus sich fragen, ob er den Regeln des Spiels folgt oder seinem Wunsch, dass Lucy den Sieg davon trägt und somit überlebt.

Das Kapitol, das wir hier kennenlernen, ist alles andere als schillernd und glamourös. Es ist gebeutelt vom Krieg und seine Bewohner haben, genauso wie in den Distrikten, mit Hunger und Armut zu kämpfen. Auch die Hungerspiele - zwar schon damals unfassbar brutal - hatten noch lange nicht das Ausmaß und die Popularität, wie zu Katniss` Zeiten. Man erfährt in dem Buch, wie die Spiele zu dem wurden, wie man sie Jahrzehnte später in der Panem Trilogie kennenlernt. Und man wird Zeuge davon, wie Coriolanus ganz langsam von einem eigentlich noch recht sympathischen jungen Mann zu einem skrupellosen, eiskalten Tyrann wird. Auch wenn Coriolanus schon immer sehr auf seinen Vorteil bedacht war, kommt doch fast bis zum Schluss immer mal wieder seine mitfühlende Seite in dem Buch hervor und Lucy Gray bringt seine Gefühle ordentlich durcheinander. Lucy empfand ich sehr geheimnisvoll und ich konnte sie bis zuletzt nicht richtig durchschauen. Die größten Sympathieträger waren für mich Coriolanus` Mitschüler Sejanus, der eigentlich aus dem 2. Distrikt kommt und dank der Geschäfte seines Vaters nun mit seiner Familie im Kapitol lebt, und Coriolanus` Cousine Tigris. Sejanus spricht sich immer wieder gegen die ungerechte Unterdrückung der Distrikte aus und Tigris habe ich einfach als sehr warmherzige Person wahrgenommen. 

Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert. Die ersten beiden Drittel, die im Wesentlichen aus den Hungerspielen und deren Vorbereitung bestehen, gefielen mir sehr gut, sie waren spannend und mitreißend. Man erlebt die Hungerspiele aus Coriolanus` Perspektive, was ein ganz anderer Blickwinkel ist, als mitten in der Arena zu sein, so wie damals mit Katniss. Man ist also auch ein Beobachter und erfährt nur das, was die Kameras zeigen. Das letzte Drittel spielt in Distrikt 12 und ich empfand es leider etwas zäh. Der Schluss hat es für mich aber wieder herausgerissen, auch wenn er noch ein paar Fragen offen lässt. Vielleicht wird es ja noch eine Fortsetzung geben. Genügend Stoff dafür gäbe es auf jeden Fall.

Der Schreibstil von Suzanne Collins ist wie gewohnt sehr flüssig und eindringlich, aber auch klar und schnörkellos. Obwohl das Buch mit über 600 Seiten nicht gerade schmal ist, bin ich wirklich schnell durch die Seiten gekommen und für mich hat sich das Lesen auf jeden Fall gelohnt. Ich kann das Buch also nur weiterempfehlen! Allerdings finde ich, dass man die Panem Trilogie vorher gelesen oder zumindest die Filme gesehen haben sollte, um ein gewisses Vorwissen zu haben und manche Hinweise zu verstehen.

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 4 von 5 Sternen, da es ein gelungenes Prequel zur Panem-Trilogie ist. Im letzten Drittel empfand ich es ein klein wenig langatmig, aber insgesamt war es für mich eine wirklich spannende und packende Geschichte. 

★★★★☆


Kommentare

  1. Hi Steffi!

    Freut mich dass es dir auch gefallen hat!
    Ich fand es ja teilweise sehr nüchtern erzählt, aber ich glaube, das war in der Trilogie auch so. Es ist schon so lange her bei mir und meine Erinnerungen nicht mehr die besten :D Aber dafür stehen die drei dieses Jahr auf meiner re-read Liste.
    Eine Fortsetzung bräuchte ich gar nicht. Ich fand es hatte viele Facetten und erzählt sehr gut wie Snow sich entwickelt hat. Viele fanden ihn grundweg unsympathisch - dabei hat er ja wirklich auch gute Züge, nur kommen sie eben leider nicht durch...

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,
      ich habe leider auch kaum noch Erinnerungen an die Trilogie, da das Lesen bei mir schon sehr lang her ist. Es ist sicher recht interessant mit dem Vorwissen jetzt nochmal die Reihe zu lesen. Irgendwie reizt es mich auch. Aber ich habe einfach noch so viele ungelesene Bücher, die auch gelesen werden möchten ;).
      Mit dem nüchternen Erzählstil hast du vollkommen Recht! Ich finde allerdings, das macht das Buch gerade so besonders - dass diese unfassbare Brutalität und Grausamkeit so schmucklos geschildert wird.
      Mich würden einfach ein paar Dinge noch brennend interessieren, sodass ich neugierig auf eine Fortsetzung wäre. Aber Snows Entwicklung wird auf jeden Fall sehr gut dargestellt. Ich fand ihn auch gar nicht so unsympathisch, gerade in den ersten beiden Dritteln, auch wenn er schon immer sehr berechnend war.
      Ganz liebe Grüße, Steffi

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    2. Das ist tatsächlich oft so, oder zumindest ist es mir aufgefallen, wenn was so ruhig, oder nüchtern erzählt wird, dann kommt das ganze zwar langsam, aber mit einer noch stärkeren Wucht durch. Grade bei solchen Themen oder überhaupt Gewalt in jedweder Form.

      Ich bin jetzt jedenfalls gespannt wie die Trilogie mit dem Vorwissen wirkt :)
      Ich weiß auch gar nicht mehr, ob Snow in der Trilogie tatsächlich so präsent war / ist... mal sehen ^^

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  2. Liebe Steffi

    Die Trilogie hat mich umgehauen und ich vermeide das Prequel immer noch, weil ich Angst habe, dass es nicht an die Trilogie herankommt... Aber vielleicht sollte ich es einfach machen, wie du vielleicht bald und zuerst das Prequel und dann noch einmal die Trilogie lesen ;-)

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Hallo liebe Livia,
      also ich kann das Buch wirklich nur empfehlen! Ich war auch großer Fan der Trilogie und habe es nicht bereut, nun das Prequel gelesen zu haben.
      Viele Grüße und alles Liebe,
      Steffi

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  3. Hallo Steffi

    Das Prequel zur Hunger Games Reihe habe ich damals direkt nach dem Erscheinungstermin gelesen. Ich fand es sehr faszinierend, einen Einblick in die damalige Hunger Spiele zu bekommen und zu sehen, wie sehr sich die Spiele mit den Jahrzehnten verändert haben. Zu Katniss Zeiten waren sie ja eine riesige Show und zu Snows Zeiten als Mentor war alles nur sehr rudimentär aufgebaut, wobei schon Ansätze für spätere Entwicklungen herauszulesen waren.

    Ansonsten konnte mich das Buch vom Plot her leider nicht ganz so fesseln, wie die ursprüngliche Trilogie, was vor allem auch an der fehlenden Spannung lag. Dadurch, dass man dieses Mal nicht hautnah bei den Hunger Spielen dabei war, und sie "nur" aus Snows Sicht von Aussen beobachten konnte, war es für mich nicht ganz so spannend. Und der letzte Drittel des Buches war dann irgendwie gar nicht mehr so meins, da hat mich die Story irgendwie verloren.

    Aber immerhin hat mich das Prequel dazu animiert, dass ich nochmal die Hunger Games gelesen bzw. gehört hatte und da war es schon ganz interessant, das Ganze nochmal mit mehr Vorwissen zu erleben. :)

    Liebe Grüsse
    Mel

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    1. Hallo Mel,
      ich kann deine Meinung durchaus nachvollziehen. Es ist schon etwas ganz anderes, ob man bei den Spielen quasi direkt dabei ist oder sie nur aus der Sicht eines Mentors beobachtet. Mir gefiel das in dem Buch aber tatsächlich ganz gut und ich fand es gerade sehr packend auch nicht mehr zu wissen als Snow.
      Das letzte Drittel des Buchs empfand ich leider auch etwas langatmig.
      Über einen Reread der Trilogie habe ich auch schon nachgedacht, da meine Erinnerungen nicht mehr die Besten sind und das erneute Lesen, mit dem Vorwissen durch das Prequel, sicher sehr spannend ist.
      Liebe Grüße und vielen Dank für deinen langen Kommentar :)

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