Rezension: "Leben, schreiben, atmen" von Doris Dörrie

Eine Einladung zum Schreiben.

"Wir sind immer wieder andere, am Abend nicht die, die wir am Morgen waren. Aber wir können uns an die, die wir waren, erinnern. Der Kosmos von Eindrücken in unseren Gehirnen ist ein großer Schatz (und oft auch großer Mist, keine Frage). Ihn aufzuschreiben, macht seltsam froh. Die Erinnerungen, die aufsteigen, sind unser Besitz. Sie machen uns aus. Sie erzählen, wie wir bis hierher gekommen sind, an diesem Punkt in unserem Leben. Sie versetzen uns gleichzeig in die Vergangenheit und Gegenwart unserer Existenz, mit all ihrer Schönheit und ihrem Schrecken."

Titel: Leben, Schreiben, Atmen - Eine Einladung zum Schreiben
Autorin: Doris Dörrie
Verlag: Diogenes
Seitenzahl: 288
Genre: Ratgeber, Biographie

Inhalt (Klappentext)

Schreiben heißt für Doris Dörrie, das eigene Leben bewusst wahrzunehmen. Wirklich zu sehen, was vor unseren Augen liegt. Oder wiederzufinden, was wir verloren oder vergessen haben. Es ist Trost, Selbstvergewisserung, Anklage, Feier des Lebens. 
Doris Dörrie denkt in diesem einzigartigen Buch über das autobiographische Schreiben nach, gibt Tipps und kreative Anleitungen. Und sie legt gleich selbst los und erzählt hinreißend ehrlich von ihrem eigenen Leben.

Meine Meinung

Bei dem Buch handelt es sich um eine interessante Mischung aus Schreibratgeber und Biographie. Doris Dörrie schreibt kapitelweise aus ihrem eigenen Leben und am Ende jedes Kapitels gibt sie Schreibanregungen. Beispielsweise: "Schreib über Verlorenes. Wann ist etwas wirklich verloren? Was hast du verloren und wiedergefunden? Was ist für immer verloren? Was vermisst du?". Immer wieder bringt sie dabei auch hilfreiche Tipps mit ein.

Bei den Schreibübungen geht es vor allem darum, einfach drauflos zu schreiben ohne Nachzudenken - was gar nicht so einfach ist. Ich hatte immer wieder innerlich den Drang, das zu bewerten, was ich schreibe. Aber genau das soll man nicht tun, sondern frei über das schreiben, was einem gerade in den Kopf kommt - und sei es noch so wirr und zusammenhanglos. Denn dadurch tauchen interessante Details auf, Erinnerungen, die man verloren geglaubt hat. Doris Dörrie macht das beispielhaft in ihren biographischen Kapiteln vor und so fällt es einem dann auch selbst ein bisschen leichter. Allgemein empfand ich Doris Dörries persönliche Erinnerungen sehr inspirierend, denn manchmal hat man Ähnliches erlebt und findet sich in ihren Geschichten wieder und es steigen neue Erinnerungsfetzen auf. 

Ich kann dieses Buch nur wärmstens allen empfehlen, die sich mit dem autobiographischen bzw. mit dem freien Schreiben auseinandersetzen wollen und die bewusster Leben möchten. Denn durch das Schreiben beobachtet man genauer, man wird achtsamer und aufmerksamer. Zudem schreibt die Autorin einfach unheimlich toll - sehr mitreißend, offen, aber auch humorvoll. Ich möchte unbedingt mehr von ihr lesen. 

Bewertung
  
5 von 5 Sternen von mir für dieses wundervolle, inspirierende Buch, das die Lust am Schreiben weckt! 

★★★★★







Kommentare

  1. Hallo liebe Steffi,
    ich habe schon den ein oder anderen Schreibratgeber gelesen. Diesen kannte ich noch nicht.

    Ich kann verstehen, dass du Schwierigkeiten mit dem freien Schreiben hattest. Das würde mir heute wohl nicht anders ergehen. Ich denke ich würde mich ständig kritisch hinterfragen und dann ist es mit dem freien Schreiben auch schon gleich wieder vorbei.

    Aber gerade diese lockere Vorgehensweise fördert vermutlich auch den kreativen Prozess.
    Schreibst du aktuell an einem Projekt?

    Ich wünsche dir einen schönen Start ins Wochenende.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja,
      das mit dem freien Schreiben ist einfach eine Übungssache. Da hat mir dieses Buch sehr geholfen, kann ich also wirklich nur empfehlen!
      Ich schreibe nur für mich selbst hin und wieder. Es hat für mich etwas Therapeutisches und tut mir sehr gut. Vielleicht werde ich mich irgendwann auch mal an ein Projekt wagen. Wer weiß :).
      Schreibst du denn an etwas Bestimmtem?
      Ganz liebe Grüße,
      Steffi

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