Rezension: "Stay away from Gretchen" von Susanne Abel

 Eine ergreifende, gut recherchierte Kriegs-, aber vor allem Nachkriegsgeschichte, die tief bewegt. Über eine große Liebe in dunklen Zeiten.

❤ "Lange schwiegen sie, und Greta dachte, dass Bob sie zum glücklichsten und unglücklichsten Menschen zugleich machte." ❤

Titel: Stay away from Gretchen - Eine unmögliche Liebe
Autorin: Susanne Abel
Verlag: dtv
Seitenzahl: 528
Genre: Historischer Roman/Gegenwartsliteratur

Inhalt (Klappentext)

Tom Monderath, der bekannte Nachrichtenmoderator aus Köln, macht sich Sorgen um seine Mutter Greta, die an Demenz leidet. Als sie vergisst, was sie alles vergessen musste, um weiterleben zu können, erzählt sie erstmals aus ihrem Leben - von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht im eisigen Winter und den Jahren im besetzten Heidelberg. Bis das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut auftaucht und Greta verstummt...

Meine Meinung

Ich habe das Buch von der Mutter meines Freundes ausgeliehen bekommen, die es mir wärmstens ans Herz gelegt hat und wurde nicht enttäuscht. Erwartet hat mich eine mitreißende, erschütternde Geschichte, die aber dennoch ein paar kleinere Schwächen hatte.

Erzählt wird in zwei Zeitebenen. Zum einen spielt die Geschichte 2015/2016 und handelt von dem 44-jährigen Nachrichtensprecher Tom Monderath, der sich mit seiner 84-jährigen Mutter Greta auseinandersetzen muss, die an Demenz erkrankt ist. Nach und nach findet er heraus, dass seine Mutter ihm vieles aus ihrer Vergangenheit verschwiegen hat. Die zweite Zeitebene spielt von 1939-1953 und erzählt Gretas Geschichte, von ihren Erlebnissen im Krieg, der Flucht aus Ostpreußen, von den Jahren im besetzten Heidelberg und ihrer Liebesbeziehung zu einem farbigen amerikanischen GI, die fatale Folgen hat.

Die Autorin thematisiert neben dem zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit in Deutschland unter anderem auch die Flüchtlingskrise von 2015, sowie allgemeines Zeitgeschehen, Rassismus, das Altern, Demenz und vererbte Traumata. Ziemlich viele Themen, die jedoch geschickt miteinander verbunden wurden. Trotzdem kamen mir einige Dinge etwas zu kurz. Zum Beispiel hätte es mich noch interessiert, wie Greta und Toms Vater Konrad letztendlich zusammengekommen sind und wie sie für ihn empfunden hat. Allgemein wird über Toms Vater kaum ein Wort verloren. Sicher, es ist Gretas Geschichte, aber er gehörte ja letztendlich auch irgendwann dazu. 

Tom ist nicht gerade der sympathischste Charakter, denn er wirkt sehr oberflächlich, entwickelt sich aber im Laufe der Geschichte zum Positiven. Wobei mir die Wendung am Schluss etwas zu plötzlich kam und irgendwie nicht so ganz glaubhaft war. Trotzdem habe ich seine Perspektive gern gelesen. Zu Greta findet man in der Gegenwart aufgrund ihrer Erkrankung schwer Zugang, aber in der Vergangenheitsperspektive mochte ich sie sehr. Man sieht wie eingenommen die Jugend zu der damaligen Zeit von der vorherrschenden politischen Meinung war, aber auch, wie sich die Ansichten, zumindest bei dem Großteil der Menschen, verändert haben. Es war sehr traurig von Gretas Schicksal zu lesen und was die ganze Situation mit ihr gemacht hat. Aber auch mit Tom konnte ich mitempfinden, dass er sich belogen und irgendwie auch betrogen gefühlt hat. Trotzdem ist er sehr geduldig mit seiner Mutter und recherchiert mit Hilfe seiner Kollegin Jenny auf eigene Faust, um die Dinge herauszufinden, über die Greta nicht spricht. Das Ende war mir jedoch dann ein bisschen zu viel des Guten.

Alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen, es hat mich gefesselt, mir vieles vermittelt, was ich noch nicht wusste und ich kann es nur weiterempfehlen, da es Aspekte der Geschichte behandelt, über die man viel zu selten liest. 

Bewertung

4 von 5 Sterne

★★★★☆

Kommentare

  1. Liebe Steffi

    Oh, das klingt richtig gut, vielen Dank für den Tipp. Auch wenn das Ende ein wenig zuviel des Guten ist, gefallen mir die anderen Punkte sehr.

    An diesem Buch wäre ich vorbeigegangen, es wirkt so unscheinbar. Jetzt aber habe ich es mir auf die Liste gepackt :-D

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Hallo liebe Livia,
      ich glaube, ich hätte das Buch auch nicht gelesen, wenn mir die Mutter meines Freundes es nicht ausgeliehen hätte und mir gesagt hätte, wie toll sie es fand. Auf jeden Fall eine spannende, interessante Thematik und sehr aufwühlend!
      Liebe Grüße, Steffi

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