Rezension: "Die Stille vor dem Tod" von Cody McFadyen

Titel: Die Stille vor dem Tod
Autor: Cody McFadyen
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 496
Genre: Thriller

Inhalt (Klappentext)

Nicht jeder ist dazu geschaffen, Ströme von Blut zu vergießen. Ich schon. Ich behaupte aber nicht, überlegen zu sein - nur anders. Mir und anderen meiner Art fehlt die moralische Komponente unserer Handlungen, die den meisten Menschen zu eigen ist. Das bedeutet nicht, dass ich keinen Kodex habe - nur, dass ich nicht euren Kodex habe. Ich bin, was ich bin. Ich habe keine andere Wahl.

Meine Meinung

Lange Zeit habe ich mich aufgrund der schlechten Rezensionen nicht an dieses Buch heran getraut, obwohl ich die Reihe bisher sehr gerne gelesen habe. Anfänglich war ich etwas verwundert, denn ich fand es unheimlich spannend, auch wenn es wirklich sehr grausam und brutal war. Leider ebbte die Spannung aber zum Ende hin deutlich ab und es wurde zunehmend wirr und man bleibt am Ende mit vielen Fragezeichen zurück.

Die hochschwangere FBI Agentin Smoky Barret leitet eine neue Spezialeinheit auf nationaler Ebene und ihr Team wird zu einem Fall in Colorado gerufen. Drei Familien im gleichen Häuserblock sind bestialisch ermordet worden und Smokys Name steht in blutiger Inschrift an der Wand einer der Wohnungen. Und dann passieren Schlag auf Schlag immer weitere Grausamkeiten. 

In den ersten 140 Seiten passiert soviel Schreckliches, dass ich teilweise hin- und hergerissen war zwischen Aufhören und Weiterlesen. Das Tempo war enorm rasant. Einerseits hat es mich einfach nur gegruselt, andererseits wollte ich wissen, wie es weitergeht und was es mit diesen ganzen Abscheulichkeiten auf sich hat. Im zweiten Teil - das Buch ist nämlich in drei Teile gegliedert - wird das Tempo etwas herausgenommen und es wird zunehmend wirr. Man liest von Smokys Träumen, von vergangenen Fällen und von aktuellen Begebenheiten, aber der rote Faden ist nicht so richtig erkennbar. Im dritten Teil geht es dann an die Ermittlungen und schlussendlich wird nur ein kleiner Teil des großen Ganzen aufgedeckt.

Ich muss sagen, dass mich das Ende sehr enttäuscht hat. Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht, denn ich bin weiterhin sehr begeistert von Cody McFadyens Schreibstil. Er schreibt sehr eindringlich, sehr bildhaft, sehr psychologisch. Ich hatte beim Lesen die ganze Zeit ein beklemmendes Gefühl. Aber dass man am Ende kaum Aufklärung bekommt und gezwungen ist, dafür das nächste Buch zu lesen, finde ich sehr schade. Gerade wenn man über soviel Grausames liest, sich teilweise ein wenig zwingen muss, sich das anzutun und man am Ende nicht mal versteht, wie, was, wer, warum, dann ist das doch sehr ernüchternd. 

Zu den Charakteren kann ich auch gar nicht soviel sagen, denn hauptsächlich lernt man hier nur Smoky etwas besser kennen. Mir gefiel der Einblick in ihr Innenleben ganz gut, da es zeigt, dass auch sie verletzlich ist. Kein Mensch kann das alles aushalten, ohne dass es Spuren hinterlässt. Gewundert hat mich ein bisschen ihre 180 Grad Wende am Schluss, wobei man dadurch das Buch nicht mit einem ganz so schlechten Gefühl beenden kann. 

Lieblingszitat

"Ich höre das Rattern der Schindeln auf dem Dach, als eine Windbö übers Haus streift, das Summen des Kühlschranks in der Küche, das ewige Knarren und Knacken - die Geräusche des Hauses, das uns beschützt, wie mein Vater mir einmal erzählt hat: "Das ganze Knarren, Quietschen, Stöhnen und Ächzen verrät dir, dass es ein Zuhause ist, nicht einfach nur ein Haus", hatte er gesagt. "Und warum ist das so? Weil diese Geräusche entstehen, wenn sich das Haus den Kräften von außen widersetzt. Es schützt vor dem Wind, der zieht und drückt, vor dem Regen, der nass und schwer macht, vor der Sonne, die brennt und ausdörrt. Selbst der Boden bewegt sich unter den Fundamenten. Aber damit ein Haus ein richtiges Heim wird, muss es zuerst eine Familie finden, die es beschützen kann, und dann muss es beweisen, dass es dieser Familie ein sicherer Hort ist."

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 3 von 5 Sternen, da ich einserseits den Schreibstil von Cody McFadyen toll finde und das Buch mich immer wieder zum Weiterlesen angetrieben hat, es andererseits aber sehr wirr war und mich das Ende einfach nur enttäuscht hat. 

Kommentare

  1. Eine schöne Rezension. Mir ging es mit dem Buch ähnlich. Ich bin sehr enttäuscht von dem Buch, gerade da man von den vorherigen Bänden viel mehr Handlung, viel mehr Aufklärung und viel mehr vom gesamten Team und den Ermittlungen hatte. Das Buch beschränkte sich sehr auf Smoky, was ja nicht schlimm ist, aber ich mochte das Gesamtbild lieber. Und dann dazu diese vielen offenen Fragen am Ende.. da hatte ich doch ein wenig mehr erwartet.

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    1. Hallo Anne,
      vielen Dank für deinen Kommentar :). Ja absolut, insgesamt irgendwie etwas frustrierend. Den nächsten Band werde ich aber wohl trotzdem aus Neugier lesen, gerade weil ich wissen möchte, was es nun mit allem auf sich hat.
      Liebe Grüße, Steffi

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