Rezension: "Fast genial" von Benedict Wells

Titel: Fast genial
Autor: Benedict Wells
Verlag: Diogenes
Seitenzahl: 336
Genre: Gegenwartsliteratur

Inhalt (Klappentext)

"Ich hab das Gefühl, ich muss meinen Vater nur einmal anschauen, nur einmal kurz mit ihm sprechen, und schon wird sich mein ganzes Leben verändern."
Die unglaubliche, aber wahre Geschichte über einen mittellosen Jungen aus dem Trailerpark, der eines Tages erfährt, dass sein ihm unbekannter Vater ein Genie ist. Gemeinsam mit seinen Freunden macht er sich in einem alten Chevy auf die Suche nach ihm. Eine Reise quer durch die USA - das Abenteuer seines Lebens.

Meine Meinung

Wieder einmal hat es Benedict Wells geschafft, dass ich mich absolut in seinem Buch verloren habe und mich sehr nachdenklich gestimmt. Das liebe ich an seinen Büchern! Leider habe ich nun alle gelesen und muss erstmal eine ganze Weile warten, bis Neues von ihm erscheint.

In diesem Buch geht es um Francis, der erfährt, dass er ein Retortenbaby war, also aus künstlicher Befruchtung entstanden ist. Sein Vater ist ein Genie, denn seine Mutter hat sich damals in der sogenannten "Samenbank der Genies" den Samen eines genialen Menschen einpflanzen lassen. Für Francis verändert das alles, denn er hat so endlich die Hoffnung auf ein besseres Leben. Er hat seines mit den ganzen Problemen, den Geldsorgen, der Krankheit seiner Mutter einfach satt. Vielleicht steckt auch in ihm ein Genie und er kann doch noch etwas aus sich machen. 
Er begibt sich mit seinem Freund Grover und seiner neuen Liebe Anne-May auf die Suche nach seinem Vater. Die drei reisen mit einem alten Chevy durch die USA - von der Ostküste zur Westküste und decken das Geheimnis um Francis` Vater auf. 

Was mir an dem Buch so gefallen hat, waren vor allem die Fragen die aufkommen: Ist das Leben, das wir führen, davon abhängig, welche Gene wir in uns tragen? Oder davon, wie viel Arbeit und Fleiß wir hineinstecken? Oder ist alles nur Glück und Zufall? Oder ein bisschen von allem? 

Die Charaktere waren mir zwar nicht sonderlich sympathisch, aber ich konnte sie trotzdem nachvollziehen - Anne-May zwar etwas weniger als Francis, aber sie haben mich mit ihren Gedanken berührt. Vor allem Francis, der das Gefühl hat, nie zu genügen. 

Das Ende gefiel mir persönlich auch sehr gut, denn man kann selbst entscheiden, wie alles ausgeht. 

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr nachdenklich, melancholisch und trotzdem einfach und meiner Meinung nach wunderschön. Für mich also ein perfektes Buch. 

Lieblingszitate

"Was würde aus diesen unbedeutenden, aber für ihn so wichtigen Momenten werden? Niemand kannte seine Gedanken und Erinnerungen. Wenn er starb, würden sie vergessen werden, und ein paar Erdumdrehungen später würde es sein, als hätte es sie nie gegeben. Alles würde verlorengehen, auf dem Flug durchs All."

"Objektiv gesehen ist der Tod das Beste, was den Menschen passieren konnte. Er zwingt sie, sich dem Leben zu stellen, jede Sekunde davon zu genießen und sich zu verwirklichen. Er ist das einzig richtige Ende, notwendig und ein starker Antrieb. [...] Subjektiv gesehen ist der Tod natürlich scheiße."

"Weißt du, es heißt ja immer, dass man mit harter Arbeit und Fleiß alles erreichen kann, aber dabei vergisst man, dass Glück und Pech eine oft noch viel größere Rolle spielen. Wenn man sich die Geschichte eines Lebens ansieht, reichen meist winzigste Ausschläge, um eine Unwucht entstehen und alles auf die eine oder andere Seite kippen zu lassen. Und am Ende entscheidet viel öfter der Zufall, als wir es wahrhaben wollen."

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 5 von 5 Sternen, da mir die Thematik unheimlich gut gefiel, es mich zum Nachdenken angeregt hat und das Ende einfach toll war. 

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