Rezension [Hörbuch]: "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens

Ein wundervolles, atmosphärisches Buch über eine Außenseiterin und eine Liebeserklärung an die Natur.

Titel: Der Gesang der Flusskrebse
Autorin: Delia Owens
Sprecherin: Luise Helm
Verlag: Hörbuch Hamburg
Gesamtspielzeit: 13 Stunden, 4 Minuten
Genre: Gegenwartsliteratur
Ungekürztes Hörbuch

Inhaltsangabe (Audible)

In den 1960er-Jahren schwirren viele Gerüchte über Kya Clark durch die ruhige Küstenstadt Barkley Cove. Isoliert lebt sie im Marschland mit seinen Salzwiesen, Sandbänken, Buchten. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Zwei junge Männer werden auf die wilde Schöne aufmerksam, und Kya öffnet sich einem neuen Leben - mit dramatischen Folgen. Als einer der beiden tot aufgefunden wird, sind sich die Bewohner sicher: Das "Marschmädchen" ist schuld. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.

Meine Meinung

Ein großartiges Buch! Am Anfang muss man zwar erstmal in die Geschichte reinkommen, denn sie baut sich sehr langsam auf, aber dann fesselt sie immer mehr. 

Das Buch beginnt 1952 damit, dass die kleine 5-jährige Kya und ihre drei Geschwister von ihrer Mutter verlassen werden - ohne sich zu verabschieden geht sie einfach und flieht vor ihrem gewalttätigen, alkoholkranken Mann. Es dauert nicht lang, da machen sich auch Kya´s Geschwister auf und davon, sodass sie mit ihrem meist sehr abwesenden Vater alleine in der Marsch bleibt. Und irgendwann kommt auch dieser von einem seiner Ausflüge nicht mehr zurück. Kya muss sich von nun an alleine durchschlagen und lebt als Außenseiterin. Als das "Marschmädchen" wird sie von den Bewohnern der nahegelegenen Stadt Barkley Cove abgelehnt. Die meisten rümpfen nur die Nase, wenn sie sie sehen oder missachten sie, außer der Afroamerikaner Jumpinˋund seine Frau Mabel. Die Beiden kümmern sich ein wenig um sie, besorgen ihr Kleidung und helfen ihr mit Geld aus. 

Über die Jahre hinweg baut Kya, obwohl sie eher eine Einzelgängerin ist, zu zwei jungen Männern eine innigere Beziehung auf: zuerst zu Tate, der ihr lesen und schreiben beibringt und ein wahrer Freund ist und später zu Chase Andrews. Dieser wird 1969 tot aufgefunden und Kya gerät unter Mordverdacht. 

Ich mochte Kya als Charakter unheimlich gerne. Sie ist mir mit ihrer sanften, naturverbunden Art sehr ans Herz gewachsen und ich habe mit ihr gelitten und mitgefühlt. Ich konnte es verstehen, dass sie einerseits menschenscheu war (so, wie die Anderen sich ihr gegenüber verhalten haben), sich aber andererseits nach Nähe gesehnt hat. Ihre Einsamkeit hat mich sehr berührt und andererseits war es bewundernswert, wie sie alleine zurechtkam und was sie schlussendlich erreicht hat. 

Die Geschichte springt zwischen den Zeiten. Einerseits wird Kya´s Lebensweg erzählt, andererseits werden die Umstände um Chase´s Tod aufgeklärt. Es kommt auch zu einer Gerichtsverhandlung, die recht viel Raum einnimmt und bei der Kya sich verantworten muss.
Ich mochte den Aufbau der Geschichte und vor allem mochte ich die unglaublich schönen Beschreibungen der Natur und Kya´s besonderes Verhältnis zu den Lebewesen des Marschlandes. Durch den bildhaften, ruhigen, aber trotzdem eindringlichen Schreibstil konnte ich mir alles genau vorstellen und die Atmosphäre, die Delia Owens in dem Buch geschaffen hat, ist einfach ganz besonders. Auch Kya´s Entwicklung fand ich toll. Das Ende hat mich ein bisschen überrascht und in mir widersprüchliche Gefühle ausgelöst, dennoch fand ich es irgendwie auch passend.

Von der Hörbuchsprecherin Luise Helm habe ich ja hier schon des Öfteren geschwärmt und auch diesmal hat sie das Buch wundervoll gelesen. Ganz große Empfehlung!

Bewertung

Für mich verdient dieses schöne, gefühlvolle Hörbuch nichts anderes als volle 5 von 5 Sternen.