Welttag für psychische Gesundheit - Buchtipps

Alljährlich findet am 10. Oktober der Welttag für psychische Gesundheit (World Mental Health Day) statt. Er soll auf die seelische Gesundheit von Menschen aufmerksam und Informationen über psychische Krankheiten zugänglich machen. Obwohl psychische Erkrankungen zu den häufigsten Krankheiten überhaupt zählen - tatsächlich ist jeder Dritte im Laufe seines Lebens von einer psychischen Störung betroffen - führen sie immer noch zu Stigmatisierung und Ausgrenzung. Was dagegen hilft, ist Wissen. Denn besseres Wissen führt zu mehr Verständnis und baut Hemmnisse ab. Gerne möchte ich deshalb ein paar Buchempfehlungen aussprechen. Ich habe im Laufe der Zeit schon einige Bücher gelesen, die psychische Erkrankungen thematisieren und die hier ausgewählten Biographien und Romane zählen in meinen Augen zu den besten.  

"Das Monster, die Hoffnung und ich" - Sally Brampton

Bildquelle: amazon

Sally ist nicht verrückt. Sie ist traurig. Ihre Trauer kennt weder Maß noch Grund, denn Sally leidet an Depression. Früher war sie voller Lebenslust, doch die Krankheit zieht sie in einen Abgrund, aus dem sie glaubt, nicht entkommen zu können.
Sally Brampton erzählt ihre Geschichte aufrichtig und mit bewundernswertem Humor. Sie hat die Krankheit überlebt. Und wie sie darüber spricht, macht Mut und gibt Hoffnung. Es gelingt ihr, einen unsichtbaren Gegner greifbar werden zu lassen, und sie gibt Betroffenen und Angehörigen die Kraft, um sich der Krankheit zu stellen. (©Bastei Lübbe)

Ich habe das Buch 2015 gelesen und es hat mir damals sehr viel gegeben. Es ist ein autobiographisches Buch, bei dem man aber auch wissen sollte, dass es sehr aufwühlend ist. Mit Erschrecken habe ich gelesen, dass man davon ausgeht, dass Sally Brampton sich im Mai 2016 umgebracht und sie wohl leider den Kampf gegen die Depression verloren hat. Das hat mich sehr traurig und betroffen gemacht. Ihr Buch kann ich trotzdem sehr empfehlen, denn es beschreibt authentisch und ehrlich, wie sich eine Depression anfühlt.

"Acht Wochen verrückt" - Eva Lohmann

Bildquelle: amazon

„Der Tag, an dem ich in die Klapse komme, ist ein Donnerstag“ – so beginnt Eva Lohmanns autobiographischer Roman: Ihre Heldin Mila ist müde, unendlich müde und traurig. Dabei ist sie noch keine dreißig. Aber der Job frisst sie auf, und der Sinn ihres Daseins ist ihr aus dem Blick geraten. Mit Depression und Burnout wird sie in eine psychosomatische Klinik eingewiesen, auch wenn das bei ihren ambitionierten Eltern alles andere als populär ist und nicht nur bei ihrem Freund eine gewisse Beängstigung auslöst. Denn niemand von denen, die an einen solchen Ort kommen, ist doch normal, oder? Aber wie verrückt ist Mila eigentlich? Und kann man unter lauter Kranken überhaupt den Weg zurück ins richtige Leben finden?
„Acht Wochen verrückt“, der so unverstellte wie pointierte Roman über das Verrücktsein in normierten Zeiten. Von einer Erzählerin, deren scharfe Beobachtungsgabe niemanden verschont. (©Piper)

Diesen autobiographischen Roman habe ich erst vor kurzem als Hörbuch gehört. Er gibt einen realistischen Einblick in den Klinikalltag einer psychosomatischen Klinik und nimmt den Schrecken vor einem solchen Ort. (ausführliche Rezension hier)

"Für mich soll es Neurosen regnen" - Peter Wittkamp

Bildquelle: amazon

Wenn alltägliche Dinge zum Problem werden.

Peter Wittkamp ist ein lustiger Mensch. Er schrieb bereits Gags für Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf und ist seit Jahren Hauptautor der »heute show online«. Außerdem verhalf er den Berliner Verkehrsbetrieben mit der Kampagne #weilwirdichlieben zu einem ganz neuen Image. Doch es gibt etwas, dass nur sehr wenige Menschen über ihn wissen: Er leidet seit mehr als 20 Jahren unter Zwangsstörungen. Und zwar deutlich heftiger, als »noch kurz mal schauen, ob der Herd wirklich aus ist«. Und da er selbst nun mal nicht ganz unwitzig ist, gerät das neben den wissenschaftlichen Fakten, die in einem solchen Buch nicht fehlen dürfen, bisweilen sehr humorvoll, ohne das Thema der Lächerlichkeit preiszugeben. (©btb)

Dies war das erste biographische Buch, das ich über Zwangsstörungen gelesen habe. Es ist sehr lustig geschrieben, bringt aber trotzdem den nötigen Ernst für das Thema mit und vermittelt zudem auch noch fachliches Wissen. 

"Drüberleben" - Kathrin Weßling

Bildquelle: amazon

Ida steht zum wiederholten Mal in ihrem Leben vor der Tür einer psychiatrischen Klinik, mit einem Zettel, auf dem ihr Name und der Grund für ihren Aufenthalt genannt sind. F 32.2. Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome. »Drüberleben« erzählt von den Tagen nach diesem Tag, von den Nächten, in denen die Monster im Kopf und unter dem Bett wüten, den Momenten, in denen jeder Gedanke ein neuer Einschlag im Krisengebiet ist. Es erzählt von Gruppen, die merkwürdige Namen tragen, von Kaffee in ungesund großen Mengen, von Rückschlägen und kleinen Fortschritten, von Mitpatienten und von Therapeuten. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich zehn Wochen in eine Klinik begibt und dort lernt zu kämpfen. Gegen die Angst und gegen das Tiefdruckgebiet im Kopf. (©Goldmann)

Dieser Roman war 2017 eines meiner Jahreshighlights, was besonders an der sehr eindringlichen, intensiven und ungewöhnlichen Sprache lag. Sie erinnert etwas an Poetry Slam. Die Gefühle und Gedanken der Protagonistin sind durch den Schreibstil unheimlich gut nachvollziehbar und mich hat das Buch sehr stark berührt. Eine absolute Herzensempfehlung! (ausführliche Rezension hier)

"Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen." - Ava Reed

Bildquelle: amazon

Der Abschluss. So viele Dinge, die zu tun sind.
Und danach? Ein Studium? Eine Ausbildung? Reisen?
Leni ist ein normales und glückliches Mädchen voller Träume. Bis ein Moment alles verändert und etwas in ihr aus dem Gleichgewicht gerät. Es beginnt mit zu vielen Gedanken und wächst zu Übelkeit, Panikattacken, Angst vor der Angst. All das ist plötzlich da und führt zu einer Diagnose, die Leni zu zerbrechen droht. Sie weiß, sie muss Hilfe annehmen, aber sie verliert Tag um Tag mehr Hoffnung. Nichts scheint zu funktionieren, keine Therapie, keine Medikation. Bis sie Matti trifft, der ein ganz anderes Päckchen zu tragen hat, und ihn auf eine Reise begleitet, die sie nie antreten wollte … (©Ueberreuter)

Ein ganz wundervolles Jugendbuch, das zu verstehen gibt, wie es sich anfühlt, an Ängsten und Panikattacken zu leiden und gegen sie zu kämpfen. (ausführliche Rezension hier)

"Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" - John Green

Bildquelle: amazon

Küssen ist gar nicht so leicht! Das gilt zumindest für die 16-jährige Aza Holmes. Denn gerade hat sie sich in den smarten und sensiblen Davis Pickett Junior verliebt, dessen millionenschwerer Vater auf rätselhafte Weise verschwunden ist. Mit Davis kann Aza Nachrichten austauschen, in die Sterne gucken und über Gedichte und Filme philosophieren. Nur ihn zu berühren, fällt Aza manchmal schwer. Denn sie leidet an einer Zwangsstörung. Für Aza besteht die Welt aus Bakterien, die sie bedrohen. Immer wieder zieht sich die Angstspirale in ihrem Kopf zusammen. Aza muss Mut beweisen und sich ihren Zwängen stellen. Dabei hat sie Freunde an ihrer Seite wie die witzig-charmante Daisy, die sie auf ihrem Weg begleiten. (©dtv)

"Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" ist ebenfalls ein Jugendbuch, das sehr zu empfehlen ist. Im Vordergrund stehen die Ängste und Zwangsgedanken der sechzehnjährigen Aza, was unglaublich gut umgesetzt wurde. Auch der Schreibstil von John Green ist einfach toll - so gefühlvoll, einfühlsam und nachdenklich. (ausführliche Rezension hier)

Textquellen: Wikipedia, DGVT, entsprechende Verlage

  

                                                                                                                                                                                                                   

Kommentare

  1. Liebe Steffi

    Vielen Dank für die super Zusammenstellung. Einige dieser Bücher sind mir schon begegnet und "Drüberleben" habe ich bereits gelesen, die anderen werde ich mir gleich noch einmal näher ansehen.

    Alles Liebe
    Livia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo liebe Livia,
      danke für deinen Kommentar! Du hast mir mit "Libellen im Kopf" ja auch schon einen tollen Tipp gegeben. Wie hat dir denn damals "Drüberleben" gefallen?
      Ganz liebe Grüße, Steffi

      Löschen
    2. Hallo Steffi,

      psychische Krankheiten sind weit verbreitet und wenn man weiß, wie diese Krankheiten wirken, kann man damit auch besser umgehen. Manchmal kann man die Probleme der Menschen nicht nachvollziehen, weil man einfach anders denkt, tickt und handelt.

      Deine Liste finde ich deshalb richtig toll, ich werde mir mal die Titel näher ansehen.

      Liebe Grüße
      Barbara

      Löschen

Kommentar veröffentlichen