Rezension: "Animant Crumbs Staubchronik" von Lin Rina

 Ein atmosphärischer historischer Roman im winterlichen London des späten 19. Jahrhunderts.

"Wir beide saßen beisammen, in einem Zimmer, jeder mit seinem eigenen Buch, die Gedanken in verschiedenen Themengebieten und doch war es wie eine gemeinsame Welt, die wir teilten."

"Wir stapften durch den Schnee, Seite an Seite, und ich bildete mir ein, dass es heute gar nicht so kalt war wie sonst. Vielleicht war mir aber auch einfach nur zu warm in meinem Herzen."

Titel: Animant Crumbs Staubchronik

Autorin: Lin Rina 

Verlag: Drachenmond

Seitenzahl: 558

Genre: Historischer Roman

Inhalt (Klappentext)

England 1890. Kleider, Bälle und die Suche nach dem perfekten Ehemann. Das ist es, was sich Animants Mutter für ihre Tochter wünscht. Doch Ani hat anderes im Sinn. Sie lebt in einer Welt aus Büchern, und bemüht sich der Realität mit Scharfsinn und einer gehörigen Portion Sarkasmus aus dem Weg zu gehen. Bis diese an ihre Tür klopft und ihr ein Angebot macht, das ihr Leben auf den Kopf stellt. 

Ein Monat in London, eine riesige, vollautomatische Suchmaschine, die Umstände der weniger Privilegierten und eine Arbeitsstelle in einer Bibliothek. Und natürlich Gefühle, die sie bis dahin nur aus Büchern kannte.

Meine Meinung

Leider konnte das Buch meine hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen, trotz allem habe ich es recht gern gelesen und gerade für Buchliebhaber könnte es eine Empfehlung sein.

Animants Mutter möchte ihre Tochter gerne unter die Haube bringen, doch diese interessiert sich für nichts anderes als für ihre Bücher. Als eines Tages Animants Onkel Alfred zu Besuch kommt, nimmt Animants Leben eine unerwartete Wendung. Ihr Onkel bestreitet einen hohen Posten im Personalwesen der Royal University of London und berichtet, dass der Bibliothekar Mr. Reed dringend einen Assistenten benötigt, aber keiner dessen Ansprüchen gerecht wird und er jeden vergrault. Animants Vater schlägt Animant für den Job vor und obwohl ihre Mutter nicht gerade begeistert ist, entschließt Animant sich dazu, es zumindest für einen Monat zu versuchen. Denn so entkommt sie schließlich für einige Zeit ihrer Mutter und deren Verkupplungsversuchen. 

In der Bibliothek lernt sie Mr. Reed kennen, der sich als ausgesprochener Griesgram entpuppt und Animant merkt, dass es keine leichte Aufgabe sein wird, ihn zu überzeugen. Und nebenbei macht sie Bekanntschaft mit Gefühlen, die sie bisher lediglich aus Büchern kannte.

Animant macht während ihrer Zeit in London eine tolle Entwicklung durch. Anfangs wirkt sie recht arrogant und selbstgerecht, aber im Laufe der Zeit sieht sie ihre Fehler ein und wird etwas milder und umgänglicher. Mr. Reed ist ein verschrobener Kautz und bleibt dies bis zum Ende, aber genau das soll wahrscheinlich seinen Reiz ausmachen. Trotz allem hat er, wie sich zeigt, auch eine sehr zuvorkommende und hilfsbereite Seite. Mir blieb er mit seinem Verhalten jedoch ein kleines Rätsel. 

Zeitweise zog sich das Buch ein bisschen für meinen Geschmack. Es passiert nicht sehr viel und die Handlung plätschert so vor sich hin. Was ich aber als sehr positiv bewerten möchte, ist die tolle stimmungsvolle Atmosphäre von London zum Ende des 19. Jahrhunderts. Man konnte sich alles wunderbar bildlich vorstellen, was sicher auch an Lin Rinas Schreibstil lag. Er ist bewusst etwas auf alt gemacht, aber trotzdem sehr einfach und leicht verständlich. 

Ein großer Kritikpunkt war für mich das Ende. Es wirkte auf mich viel zu schnell abgehandelt, gerade da der Roman sich sonst sehr langsam entwickelt. Das hat leider nochmal für einen Punkt mehr Abzug in meiner Wertung gesorgt. 

Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 3 von 5 Sternen, da die Handlung zeitweise ein bisschen vor sich hinplätscherte und das Ende meiner Meinung nach sehr unstimmig war. Trotz allem ließ sich der Roman gut und schnell weglesen und hatte eine tolle Atmosphäre. 

★★★☆☆