Rezension: "Hard Land" von Benedict Wells

Ein berührender Coming-of-Age-Roman.

❤ "Es sollte echt ein Wort für dieses Gefühl geben.[...] So was, wie Euphancholie. Einerseits zerreißt´s dich vor Glück, gleichzeitig bist du schwermütig, weil du weißt, dass du was verlierst oder dieser Augenblick mal vorbei sein wird. Dass alles mal vorbei sein wird." ❤

Titel: Hard Land
Autor: Benedict Wells
Verlag: Diogenes
Seitenzahl: 352
Genre: Gegenwartsliteratur/ Coming-of-Age

Inhalt (Klappentext)

Missouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde, verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn zwingt, erwachsen zu werden.

Meine Meinung

Endlich habe ich meinen letzten noch verbliebenen Wells gelesen. Und wieder hat mir der Roman, so wie bisher alles von dem Autor, sehr gut gefallen. 

Schon der erste Satz im Buch: "In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb." sagt sehr viel über den Inhalt aus. Der 15- jährige Sam ist ein stiller Außenseiter und erlebt 1985 einen unvergesslichen Sommer in seiner Heimatstadt Grady in Missouri. Er fängt an in einem Kino zu arbeiten, findet dort endlich Freunde, nachdem sein bester Freund Stevie weggezogen ist und scheint aufzublühen. Aber dann gibt es da noch Sams todkranke Mutter und den Vater, zu dem er keinen richtigen Draht hat. Nun ja, wie es mit seiner Mutter ausgehen wird, weiß man schon von Beginn an. Aber wie wird Sam sich alleine mit seinem Vater schlagen?

Benannt ist der Roman nach dem berühmtesten Gedichtband der fiktiven Stadt Grady, über den jede Juniorklasse einen Aufsatz schreiben muss. So natürlich auch Sam. Der Gedichtband spielt immer wieder eine wichtige Rolle und es gibt so einige Parallelen zu Sams Leben.

Thematisch geht es im Wesentlichen ums Erwachsen werden. Sam erlebt eine sehr prägende Zeit in seinem Leben. Er möchte seine Jugend auskosten, muss aber trotzdem irgendwie mit der Erkrankung der Mutter und schließlich auch mit ihrem Tod umgehen. Die Stimmung in dem Buch würde ich als melancholisch, nachdenklich, aber auch als herzerwärmend beschreiben. Es geht viel ums Zwischenmenschliche. Die Charaktere waren für mich sehr realistisch. Jeder hat seine Probleme, mit denen er zu kämpfen hat, wodurch man am Ende fast alle in ihrem Handeln und ihrem Verhalten verstehen kann. Besonders in Sam, der gerne mutiger wäre, weniger schüchtern und viel mit sich selbst hadert, konnte ich mich gut hineinversetzen. Er macht eine tolle Entwicklung durch. Manchmal fehlte mir nur ein bisschen die Empathie von ihm für seinem Vater.

Der Schreibstil von Benedict Wells ist wie immer sehr grüblerisch und etwas schwermütig, was mir persönlich aber sehr gut gefällt. Trotzdem erreicht das Buch für mich nicht ganz die vollen fünf Sterne, denn irgendwas fehlte mir. Es fällt mir schwer in Worte zu fassen, denn in vielen Punkten konnte es mich überzeugen und ich habe eigentlich nichts so richtig zu kritisieren, aber irgendwie war es mir etwas zu ruhig, plätscherte so vor sich hin. Vielleicht hätte es zu einem anderen Zeitpunkt von mir auch die volle Punktzahl erhalten. Wer weiß...

Bewertung

4 von 5 Sterne

★★★★☆

Kommentare

  1. Liebe Steffi

    Von Benedict Wells habe ich leider immer noch kein Buch gelesen, aber vor allem "Vom Ende der Einsamkeit" steht schon sehr lange auf meiner Wunschliste.

    Deine Rezension von "Hard Land" hat mich aber auch gerade sehr neugierig gemacht.

    Danke für den Tipp und alles Liebe
    Livia

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    1. Hallo liebe Livia,
      also ich mag die Bücher des Autors ja ausnahmslos alle sehr gerne. Keins hat von mir weniger als 4 Sterne bekommen. Er hat so einen besonderen Schreibstil - tief aber trotzdem leicht. Wirklich sehr zu empfehlen!
      Alles Liebe auch für dich, Steffi

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  2. Hallo liebe Steffi,
    als ich deine Rezension so gelesen habe, dachte ich mir kurz: Ob das Thema ausreicht, um einen fesselnden Roman zu füllen? Das hat es scheinbar und es zeigt nur, wie gut der Autor schreiben kann. Ich könne mir aber vorstellen, dass gerade das der Punkt gewesen sein könnte, der dir vielleicht gefehlt hat? Es fehlt noch so das gewisse Etwas. Der Roman klingt, wie aus dem Leben gegriffen. Aber es ist eben auch ein Roman und da gibt es ja oft noch ein Thema, das sich hervorhebt.

    Dennoch: Eine sehr interessante Buchempfehlung von dir, die meine Neugierde auf den Schreibstil des Autors geschürt hat.

    Ich wünsche dir einen schönen und entspannten Sonntag <3

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Hallo liebe Tanja,
      das kann sein. Auch dadurch, dass man von Anfang an eigentlich schon wusste, was passiert, entsteht keine richtige Spannung. Das könnte vielleicht auch noch ein Punkt gewesen sein, weshalb es bei mir nicht zum Highlight gereicht hat. Dennoch würde ich das Buch absolut empfehlen, einfach durch den tollen Schreibstil und die nostalgische, nachdenklich stimmende Atmosphäre.
      Ganz liebe Grüße und noch eine schöne Woche, Steffi

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  3. Hi Steffi!

    Ich hab von dem Autor bisher nur dieses eine Buch gelesen, aber es hat mir echt gut gefallen. Die vollen 5 Sterne hab ich allerdings auch nicht vergeben, weil es mich nicht 100%ig erreicht hat. Da geht es mir eben so wie dir, denn soweit ich mich erinnere, konnte ich auch nicht so genau benennen, warum.
    Ob ich noch was anderes von ihm versuche weiß ich noch nicht genau, das muss ich auf mich zukommen lassen :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,
      witzig, dass es dir da genauso ging. Ich kann die Bücher des Autors auf jeden Fall empfehlen, wenn man diesen etwas melancholischen Schreibstil gerne mag.
      Viele liebe Grüße, Steffi

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