Rezension: "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak

Titel: Die Bücherdiebin
Autor: Markus Zusak
Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 588
Genre: historische Fiktion

Inhalt (Klappentext)

Im Alter von neun Jahren hat Liesel schon vieles verloren. Ihren Vater, einen Kommunisten. Ihre Mutter, die ständig krank war. Ihren Bruder Werner - auf der Fahrt nach Molching zu den Pflegeeltern. Als der Bruder stirbt, gerät sie zum ersten Mal ins Blickfeld des Todes. Und sie stiehlt ihr erstes Buch - ein kleiner, aber folgenreicher Ausgleich für die erlittenen Verluste. Dann stiehlt sie weitere Bücher. Äpfel und Kartoffeln. Das Herz von Rudi. Das von Hans und Rosa Hubermann. Das von Max. Und das des Todes. Denn selbst der Tod hat ein Herz.

Meine Meinung

"Die Bücherdiebin" ist ein ganz besonderes Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde. Die Geschichte ist wohl die beste, die ich seit langem gelesen habe. Kein Buch hat es in den letzten Monaten geschafft, mich so sehr zu rühren und mich so zu erreichen, wie dieses.

Es geht um Liesel, die 1939 zu den Hubermanns, ihren Pflegeeltern in Molching bei München, kommt. Sie entwickelt eine besondere Beziehung zu Büchern, die ihr eine neue Welt eröffnen und die ihr die Jahre des Krieges etwas erträglicher machen. Erzählt wird das Buch von dem Tod, der in diesen Zeiten besonders viel zu tun hat, sich aber von Liesels Geschichte ein wenig ablenken lässt. Denn auch er braucht in der ganzen Grausamkeit ab und zu einen Lichtblick.

Es ist unglaublich, wie einem in diesem Buch selbst der Tod sympathisch wird. Und auch die anderen Charaktere waren einfach nur grandios gezeichnet: Liesel, die es schafft, den Juden Max wieder zum Lächeln zu bringen. Rudi, der es mit seiner kecken, fröhlichen Art immer wieder hinbekommt, Liesel aufzuheitern. Hans Hubermann, der ein wundervoller Pflegevater für Liesel ist und ihr Nacht für Nacht zur Seite steht, wenn sie vor lauter Alpträumen wieder nicht schlafen kann. Und selbst Rosa Hubermann, die trotz ihrer ganzen Meckerei und ihrer extremen Ausdrucksweise ein riesiges Herz hat, kann man nur lieb gewinnen.

Der Schreibstil in dem Buch ist sehr metaphorisch, bildhaft und absolut einzigartig. Ich konnte die Emotionen der Charaktere beim Lesen so sehr mitfühlen und empfand die Worte wahnsinnig eindringlich. Die Leser werden von dem Tod direkt angesprochen. Ich hatte immer wieder Tränen der Rührung in den Augen und kann kaum in Worte fassen, wie beeindruckt ich von dem Autor bin, vor allem, da er Australier ist - zwar mit deutschen Vorfahren - aber trotzdem. Es ist einfach so unvorstellbar, was die Menschen damals für ein Leben hatten, in welcher Angst sie leben mussten. Das wird einem durch so ein Buch wieder einmal richtig bewusst.

Ich kann abschließend nur noch einmal sagen, dass ich die Geschichte ganz wundervoll finde und keinen einzigen Kritikpunkt habe. Wenn ihr sie noch nicht gelesen habt, solltet ihr das unbedingt tun. Ich für meinen Teil liebe sie!

Lieblingszitate

"Ihr Leben hatte sich grundlegend verändert, aber es war unabdingbar, dass sie taten, als wäre gar nichts geschehen.
Stellt euch vor, ihr würdet lächeln, nachdem euch jemand ins Gesicht geschlagen hat. Dann stellt euch vor, ihr müsstet das den ganzen Tag lang tun, vierundzwanzig Stunden lang, Tag für Tag.
So war es, wenn man einen Juden versteckte."

"Noch mehr als früher war die Himmelstraße 33 nun ein Ort der Stille, und es blieb nicht unbemerkt, dass das Duden Bedeutungswörterbuch sich gründlich irrte, was die Definition des Wortes und besonders die verwandten Wörter betraf.

Stille mochte zwar Schweigen sein, aber keine Ruhe und ganz sicher kein Friede."

"Ich wollte der Bücherdiebin vieles sagen, über Schönheit und Brutalität. Aber was sollte ich ihr darüber erzählen, was sie nicht schon lägst wusste? Ich wollte ihr erklären, dass ich die menschliche Rasse permanent unter- und überschätze - dass ich sie nur selten einzuschätzen weiß. Ich wollte sie fragen, wie ein und dieselbe Sache so hässlich und gleichzeitig so herrlich sein kann und ihre Worte und Geschichten so vernichtend und brilliant."


Bewertung

Ich bewerte das Buch mit 5 von 5 Sternen, da es für mich eines der besten Bücher ist, die ich bisher gelesen habe - so einfühlsam erzählt, so besonders.





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