Rezension: "Nicht weg und nicht da" von Anne Freytag

Eine berührende Geschichte über Trauerbewältigung, aber auch über Liebe.

❤ "Zeit bleibt nicht stehen, nur weil wir es tun. Vielleicht heißt es deswegen: Das Leben geht weiter." ❤

Titel: Nicht weg und nicht da

Autorin: Anne Freytag

Verlag: Heyne

Seitenzahl: 480

Genre: Jugendroman

Inhalt (Klappentext)

Nach dem Tod ihres Bruders macht Luise einen radikalen Schnitt: Sie trennt sich von ihrem mausgrauen Ich und ihren Haaren. Übrig bleiben drei Millimeter und eine Mauer, hinter die niemand zu blicken vermag. Als Jacob und sie sich begegnen, ist er sofort fasziniert von ihr. Doch Luise hält Abstand. Bis sie an ihrem sechzehnten Geburtstag eine E-Mail von ihrem toten Bruder bekommt – die erste von vielen. Mit diesen Nachrichten aus der Zwischenwelt und Jacob an ihrer Seite gelingt es Luise, inmitten dieser so aufwühlenden wie traurigen Zeit das Glitzern des Lebens wiederzufinden ...

Meine Meinung

Endlich habe ich mein erstes Buch von Anne Freytag gelesen und schon jetzt kann ich sagen, dass ich gerne mehr Geschichten der Autorin entdecken möchte.

In "Nicht weg und nicht da" geht es um Luise, deren Bruder Kristopher sich vor kurzem selbst das Leben genommen hat. Sie hatte ein ganz besondere Bindung zu ihm. Dementsprechend schwer fällt es Luise, nun ohne ihn weiterzuleben. Aber Kristopher hat sich vor seinem Tod etwas für seine Schwester überlegt. Er hat Luise E-Mails geschrieben, die sie nach und nach erhält, in denen er langsam von ihr Abschied nimmt und ihr immer wieder Aufgaben gibt, um ihr den Verlust zu erleichtern. In dieser schlimmen Phase der Trauer lernt Luise Jacob kennen. Schnell wird er für sie zur sicheren Zuflucht. Bei ihm fühlt Luise sich wohl, verstanden und auch er sieht in ihr etwas ganz Besonderes.

Es ist eine Geschichte über Trauerbewältigung und über Liebe, sowohl die familiäre Liebe, die romantische, irgendwie auch die freundschaftliche und die Selbstliebe. Anne Freytag hat die verschiedenen Beziehungen unglaublich gut rübergebracht. Ich mochte vor allem die zarte Entwicklung der Liebesgeschichte, aber auch die Annäherung von Luise und ihrer Mutter. Luise musste schon früher oft zurückstecken wegen ihres psychisch kranken Bruders und auch nun ist ihre Mutter zunächst mehr abwesend als unterstützend. 

Von den beiden Protagonisten Luise und Jacob, aus deren Sicht der Roman geschrieben ist, ist einem Luise definitiv näher, da man einfach mehr über sie erfährt. Trotzdem mochte ich alle beide unheimlich gerne und es gibt auch sehr sympathische Nebencharaktere, wie zum Beispiel Jacobs Bruder Arthur und seine Freundin Julia.

Ein Kritikpunkt von mir ist, dass mich das Buch an manchen Stellen doch sehr runtergezogen hat. Natürlich ist es bei dem Thema klar, dass es keine leichte Lektüre ist, aber gerade, wenn man selber vielleicht psychisch nicht ganz so gut drauf ist, können die Nachrichten von Kristopher etwas triggern. Ich frage mich, ob es nicht manche auch auf blöde Ideen bringen könnte, wenn ihnen die Situation auch gerade ausweglos erscheint. Und mich hat die Idee mit den Nachrichten und Aufgaben irgendwie an "P.S. Ich liebe dich" von Cecelia Ahern erinnert. Dennoch fand ich es ansonsten sehr gut umgesetzt, wie Luise langsam wieder die Freude am Leben entdeckt und sich selbst auch erlaubt, glücklich sein zu dürfen. 

Der Schreibstil hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Er ist einfach, jung, aber voller Emotionen. In der Geschichte spielt zudem Musik eine große Rolle. Es werden viele Songs erwähnt und am Ende gibt es auch ein Playlist. Ich habe zwischendurch immer mal wieder einen der Songs angehört und es hat mich irgendwie noch tiefer in die Geschichte eintauchen lassen. 

Alles in allem ist es ein sehr berührendes Buch, das ich mit weiterem Fortschreiten immer mehr mochte und definitiv eine Geschichte, die mir im Kopf bleiben wird. 

Bewertung

4 von 5 Sterne

★★★★☆