Rezension: "Verachtung" von Jussi Adler-Olsen

Titel: Verachtung
Autor: Jussi Adler-Olsen
Verlag: dtv
Seitenzahl: 560
Genre: Krimi/ Thriller

Inhalt

Der vierte Fall für das Sonderdezernat Q der Kopenhagener Kriminalpolizei: Eine Frau namens Rita Nielsen, die einen Escort- und Begleitservice in Kolding leitetete, verschwand spurlos im Jahre 1987 im Zuge eines Ausflugs nach Kopenhagen. Nach drei Monaten wurden die Nachforschungen eingestellt, mit der Begründung, es handele sich um einen Selbstmord. Etwa zur gleichen Zeit sind noch fünf weitere Personen aus der Umgebung verschwunden. Das kann kaum Zufall sein. Der Leiter des Sonderdezernats Q Carl Mørck, sein Assistent Assad und die Sekretärin Rose nehmen sich im Jahre 2010 dem Fall an und stoßen auf schaurige Vergangenheiten der Vermissten. Die Insel Sprøgo, ein Ort für ausgestoßene Frauen, spielt dabei eine große Rolle. Alle Vermissten scheinen eine gewisse Nete Hermansen gekannt zu haben, die damals auf die Insel gebracht wurde und Schlimmes durchmachen musste. Und was hat der fanatische Politiker und Arzt Curt Wad mit dem Ganzen zu tun?

Meine Meinung

Auch wenn das Buch gut war, hat es mich nicht ganz so überzeugt, wie seine drei Vorgänger. Es hat sich für meinen Geschmack etwas gezogen und sehr lange gedauert, bis die Geschichte richtig ins Rollen kam. Die darin angesprochenen Themen fand ich aber sehr gut. Von der Insel zu lesen, auf der ausgestoßene Frauen gezüchtigt werden sollten, war extrem interessant und die Tatsache, dass es so eine Anstalt wirklich gegeben hat, lässt einen erschaudern. Auch das Thema der Zwangssterilisation von Frauen und der Selektion von Embryos in solche, die es verdienen zu leben und solche, die es nicht verdienen, fand ich eine tolle, wenn auch grausame Buchidee für so einen Thriller. Allerdings fehlte es mir ein bisschen an Spannung. 

Die Charaktere gefielen mir sehr gut. Das Ermittlerteam ist nach wie vor witzig, schrullig und dadurch, dass jeder seine Eigenarten hat, sehr authentisch. Auch die Hauptperson Nete mochte ich sehr. Sie hat in ihrem Leben so viel durchmachen müssen und dadurch kann man ihren Willen nach Rache sehr gut nachvollziehen. Zwischendurch kamen ihr bei ihren Rachegelüsten auch immer wieder Zweifel, ob es das Richtige ist, was sie tut oder nicht, was ihre Menschlichkeit nochmal unterstrichen hat. Von dieser ist bei Curt Wad allerdings nicht viel zu finden gewesen. In seinem "Geheimen Kampf", bei dem es um die oben genannte Selektion von Embryos ging, war er rigoros und grausam. In der Liebe zu seiner Ehefrau Beate kam dann aber doch ein kleiner Funken von Gefühl und Menschlichkeit in Curt Wad auf. Trotz allem ein furchtbarer Charakter, wie er aber in einem Thriller nicht fehlen darf.

Den Schreibstil von Adler-Olsen mag ich sehr. Das Buch ließ sich flüssig lesen und die Sprünge zwischen den Zeiten empfand ich nicht als störend. Im Gegenteil, ich mochte dies sogar ganz gerne, da man so die Thematik besser verstehen konnte und wusste, was vor Jahren vorgefallen ist und wie sich alles entwickelt hat. 

Lieblingszitate

"Ihr war, als hätte der Tod selbst dagestanden, sie angeschaut und zu sich ans Höllenfeuer gewinkt. Und nun war er wieder verschwunden."

"In diesem Moment fühlte sie sich endgültig des Lebens beraubt. Selbst in ihren düstersten Stimmungen hatte sie sich nicht vorstellen können, dass es so viel Verrat und so viel Böses geben könnte."

"Wenn man das Leben verstehen will, hatte sie im Laufe der Jahre gelernt, dann muss man sich an die zwei Wahrheiten des Menschen halten. Die erste Wahrheit waren die Worte ihres Bruders über die beiden Sorten von Menschen. Die zweite Wahrheit hatte das Leben selbst sie gelehrt: Das Menschenleben war ein andauernder Balanceakt über dem Abgrund der Versuchungen. Ein falscher Schritt, und man konnte sehr tief fallen."

Bewertung

Alles in allem entscheide ich mich für 4 von 5 Sternen, obwohl mich das Buch nicht ganz so gefesselt hat wie die drei Vorgängerbücher, von denen mir besonders "Erlösung" außerordentlich gut gefiel. Aber 3 Sterne fände ich für die gute Thematik, den Schreibstil und die tollen Charaktere einfach zu wenig. 










Kommentare

  1. Hallo Steffi,
    Ja, der Adler-Olsen hat immer coole Ideen für seine Themen in den Thrillern, finde ich. Das mag ich auch immer so gerne, an seinen Büchern: Neben der klassischen Spannung gibt es auch immer noch interessante Einblicke in einen bestimmten Bereich.
    Und das Ermittlerteam mag ich ja auch sooo gerne. Die sind alle echt witzig.
    Bin gespannt, wie dir die nächsten Bände gefallen werden.
    Liebe Grüße, Julia

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    1. Hallo Julia,
      vielen Dank fürs Vorbeischauen und deinen Kommentar :)!
      Ich freue mich schon sehr auf die weiteren Fälle für Carl Mørck und sein Team.
      Viele Grüße, Steffi

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