Rezension: "Die Falle" von Melanie Raabe

Ein packender Psychothriller. Wer ist Jäger, wer Gejagter?

🕮 "Ella Fitzgerald singt mir vom Sommer und vom leichten Leben, aber der Sommer ist fern, und in mir ist nur Schwere, und die Stimmen in meinem Kopf streiten immer noch über die Wahrheit." 🕮

Titel: Die Falle

Autorin: Melanie Raabe

Verlag: btb

Seitenzahl: 512

Genre: Thriller

Inhalt (Klappentext)

Die bekannte Romanautorin Linda Conrads, 38, ist ihren Fans und der Presse ein Rätsel. Sie lebt komplett zurückgezogen. Seit gut elf Jahren hat sie keinen Fuß mehr über die Schwelle ihrer Villa am Starnberger See gesetzt. Trotz ihrer Probleme ist Linda höchst erfolgreich. Dass sie darüber hinaus eine schreckliche Erinnerung aus der Vergangenheit quält, wissen nur wenige. Vor vielen Jahren hat Linda ihre jüngere Schwester Anna in einem Blutbad vorgefunden - und den Mörder flüchten sehen. Das Gesicht des Mörders verfolgt sie bis in ihre Träume. Deshalb ist es ein ungeheurer Schock für sie, als sie genau dieses Gesicht eines Tages über ihren Fernseher flimmern sieht. Grund genug für Linda, einen perfiden Plan zu schmieden - sie wird den Mörder in eine Falle locken. Doch was ist damals in der Tatnacht tatsächlich passiert?

Meine Meinung

Mein erstes Buch von Melanie Raabe und ich wurde nicht enttäuscht! Es geht um die 38-jährige Autorin Linda, deren Schwester vor zwölf Jahren brutal ermordet wurde. Linda hat sie damals am Tatort gefunden und den Mörder fliehen sehen. Er wurde in all den Jahren nie ausfindig gemacht. Doch dann sieht Linda zufällig in einer Nachrichtensendung das Gesicht des Mörders, das sie nie vergessen konnte und das zu einem renommierten Journalisten gehört. Sie beschließt ihm eine Falle zu stellen. Sie wird ein Buch schreiben und die Geschehnisse von damals in einen Kriminalroman verpacken. Und dann wird sie den Mörder zu einem Interview in ihrem Haus einladen, das sie seit elf Jahren nicht mehr verlassen hat.

Das Buch gliedert sich in zwei Handlungsstränge. Zum einen gibt es die Geschehnisse in der Gegenwart, zum anderen die Kapitel aus Lindas Buch, in dem sie den Mord an ihrer Schwester aufarbeitet. Mir gefiel das sehr gut. Die Spannung baut sich stetig auf. Am Anfang empfand ich die Geschichte noch etwas zäh, aber nach und nach wurde sie immer fesselnder, sodass ich das Buch nur noch schwer aus der Hand legen konnte. Der Schreibstil ist einerseits schlicht, aber auch dynamisch und eindringlich. 

Bei der Protagonistin weiß man, aufgrund ihrer Selbstzweifel, nie so richtig woran man ist. Die Autorin führt einen damit geschickt in die Irre und das fand ich sehr gelungen. Man taucht immer wieder in Lindas Abgründe ein und erlebt ihre Ängste hautnah mit. Trotzdem wirkt sie recht kühl und reserviert, lässt niemanden wirklich an sich heran. Die Figur des Journalisten fand ich ebenfalls sehr gut konstruiert, denn auch er war undurchschaubar. Im Verlauf der Geschichte gibt es einige unerwartete Wendungen und irgendwann weiß man gar nicht mehr so recht, wem man trauen kann. Immer wenn man meint, man käme der Lösung näher, ist es doch wieder anders als man denkt. Die endgültige Auflösung am Schluss fand ich absolut überzeugend, auch wenn sie eigentlich recht einfach war. Für mich also definitiv ein gelungener psychologischer Thriller, der mir Lust auf weitere Bücher der Autorin macht.

Bewertung

4 von 5 Sterne

★★★★☆